Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Dreamer
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Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Beitragvon Dreamer » 06.04.2010, 20:18:48

ELISABETH – Die wahre Geschichte der „Sissi“
Capitol Theater Düsseldorf
Ostermontag, 5. April 2010, 18:30 Uhr


HAUPTROLLEN
ELISABETH Annemieke van Dam
DER TOD Oliver Arno
LUIGI LUCHENI Bruno Grassini
KAISER FRANZ JOSEFMarkus Pol
ERZHERZOGIN SOPHIE Susanna Panzner
HERZOGIN LUDOVIKA/FRAU WOLFAngela Hunkeler
HERZOG MAX Thomas Bayer
KRONPRINZ RUDOLFThomas Hohler
RUDOLF ALS KINDTobias Falkenburg

ENSEMBLE HERREN
GRAF GRÜNNEMartin Rönnebeck
KARDINAL RAUSCHERLars Rindelaub
FÜRST SCHWARZENBERGGuido Gottenbos
BARON KEMPENStuart Sumner
BARON HÜBNER / TODESENGELStefan Stara
JOURNALISTMartin Markert
MAX VON MEXICO / TODESENGELRonnie Wagner
UNGARISCHER ADLIGER / TODESENGELRoel Bakkum

ENSEMBLE DAMEN
GRÄFIN ESTERHAZYEsther Hehl
HELENE / TODESENGELNadine Gabriel
FRÄULEIN WINDISCH Alice Macura
FANNY FEIFALIK / TODESENGELClaudie Reinhard
GRÄFIN SZTARAYCornelia Uttinger
GOUVERNANTE Stephanie Sturm
MARY VETSERA / TODESENGELClaudia Wendrinsky
HOFDAMESophie Blümel

SWINGS
Lieselot Meurisse, Carl van Wegberg

DIRIGENT
Daniel Behrens


Ich weiß nicht, ob es zu großen Stücken dem Osterspecial bei der Kartenbuchung oder meinen beachtlichen Überredungskünsten zu verdanken ist, dass ich gestern, acht Tage nach dem letzten Musicalbesuch, wieder in einem Theater sitzen durfte. Nach einer grünen Hexe und etlichen tanzenden Vampiren war endlich einmal wieder die Kaiserin dran, mit der damals alles angefangen hat. In Stuttgart sah ich Elisabeth 2006, in Frankfurt voriges Jahr kurz vor Weihnachten, gestern stand schließlich Düsseldorf auf dem Plan.
Von außen macht das Capitol Theater nicht viel her und liegt auch in keiner sehr schönen Gegend, aber es gibt einen sehr günstig gelegenen Parkplatz extra für Capitol-Besucher, und wenn man davon ausgeht, dass die meisten Zuschauer ihre Begleitung bei der Anreise auf dem Beifahrersitz haben, dürfte es kein Problem sein, noch einen freien Platz zu finden. Im Theaterinneren fand ich es eigentlich recht schön – es herrschte eine entspannte Atmosphäre. Der Theatersaal selbst verfügt über keine Ränge und ist im Vergleich zu anderen sehr klein und flach, aber die Stühle sind gut versetzt, sodass man keine Köpfe im Weg haben sollte. Da der Kopierer defekt ist, konnte man sich keine Besetzungslisten mitnehmen, es lag nur eine zum Anschauen aus. Die nette Dame an dem Merchandisestand ließ sie mich aber abfotografieren, außerdem hatte sie eine Liste, auf der alle Interessenten ihre Mailadresse eintragen konnten – meine Besetzungsliste war heute Morgen schon in meinem Postfach. Das ging sehr schnell!
Beim Abholen unserer reservierten Tickets an der Abendkasse gab es keine Probleme, und so fanden wir uns einige Minuten vor Vorstellungsbeginn auf unseren Plätzen wieder – Parkett Mitte, Reihe 4, Platz 15 & 16. Wir waren im ersten Moment sehr überrascht, wie nah wir (mein Vater und ich) an der Bühne waren. Im Capitol gibt es keinen Orchestergraben, deshalb ist die erste Reihe direkt an der Szenenfläche. Ich sitze generell lieber in den vorderen Reihen, befürchtete aber, mit einer ähnlichen Sichteinschränkung konfrontiert zu werden wie damals in der Alten Oper in Reihe 2. Aber als der Vorhang aufging, waren sofort alle Bedenken verflogen – Mimik ist mir, gerade bei einem DramaMusical wie Elisabeth, insgesamt wichtiger als ein guter Gesamtüberblick, und dieser ist aufgrund des spärlichen Bühnenbildes auch schon in Reihe 4 gewährleistet. Wenn man den Hals gereckt hat, konnte man auch den kompletten Bühnenboden bis hinter zur Wand sehen. Würde ich es mir ein zweites Mal im Capitol anschauen, dann würde ich jederzeit wieder diese Plätze wählen – weiter vorne nicht. Und das sage ich als passionierter Vornesitzer.
Die Akustik war ganz in Ordnung. Anfangs waren die Darsteller noch ein wenig zu leise im Verhältnis zum Orchester, aber das mag daran gelegen haben, dass wir so nah an den Boxen gesessen haben. Später wurde es dann besser.
Ich hatte das Gefühl, dass die schwarzen Balken, die das Hoch- und Runterfahren der Leinwand ermöglichen, etwas dichter beieinander lagen, da die Bühne nicht so hoch ist wie in anderen Theatern. Die Drehbühne war übrigens immer furchtbar laut! :|
Der Blick auf die Besetzungsliste hat mir einen (mehr oder minder stummen) Freudenschrei entlockt. Endlich, endlich habe ich Annemieke als Sisi erwischt! :D Darauf warte ich seit fast vier Jahren! Schon als Fräulein Windisch in Stuttgart fand ich sie wunderbar – und nun ist es auch schon wieder drei Jahre her, dass ich sie live gesehen habe! Ostersonntag 2007, 3 Musketiere in Stuttgart. Ihre Constance hat mich verzaubert und seitdem habe ich mir kaum etwas sehnlicher gewünscht, als sie in meinem Lieblingsmusical in der Titelrolle zu sehen. Danke, lieber Musicalgott! Nicht weniger groß war die Freude, Olis Namen auf der Besetzungsliste zu lesen. Lustig, das letzte Mal, als ich seinen Namen auf einer Besetzungsliste sah, bin ich noch mit gemischten Gefühlen ins Theater. Damals hatte er mich derart positiv überrascht, dass ich gestern keinen anderen in der Rolle hätte sehen wollen.

Annemieke van Dam ist Sisi par excellence. Sie hat die in meinen Augen schwerste Rolle zu spielen, die Musiktheater zu bieten hat, und wie sie sich ihr annimmt, ist ganz großes Kino. Ihre schauspielerische Leistung ist schlichtweg großartig. Was mich besonders beeindruckt, ist, dass sie gar nicht erst bemüht ist, den Mythos der „Kaiserin der Herzen“ zu wahren. Elisabeth macht in ihrem Leben nicht alles richtig, sie begeht teilweise folgenschwere Fehler. Statt diese Facetten der Rolle zu unterdrücken und im Keim zu ersticken, spielt sie sie voll aus und zeigt den Mut, der Elisabeth auch negative Seiten zu verleihen. Sie riskiert, die Sympathien beim Publikum zu verspielen, um ein schlüssiges Rollenportrait zu kreieren, und das trauen sich nicht viele! Auch sonst geht sie in den zweieinhalb Stunden durch ein Wechselbad der Gefühle und wirkt dabei in jeder Sekunde glaubhaft. Selbst wenn sie gerade nicht im Mittelpunkt ist, ist sie vollkommen in ihrer Rolle. Ihre Mimik ist großartig, nie geht sie zu weit oder zieht die Szenen durch übertriebene Gesichtsausdrücke ins Lächerliche. Ihre Stimme ist zart und betörend, wird zudem sehr sicher geführt. Optisch gibt sie ein bezauberndes, engelsgleiches Wesen, das alle Männer gleichermaßen in seinen Bann zieht. Wie eine Elfe schwebt sie über die Bühne. Dass Sisi die schönste Frau ihrer Zeit war, glaubt man bei einer solchen Erscheinung gerne. :gott:

Oliver Arno hat seit Frankfurt nochmal eins draufgelegt und lieferte gestern ein perfektes Rollenportrait. Damals habe ich ihn schon in meinem Bericht höchsten Tönen gelobt – so sehr, dass mir nun die Komplimente ausgehen. Sein Tod ist nicht von dieser Welt. Er wirkt abwesend, so als sei er geistig ganz woanders – wenn er ins Publikum schaut, gehen seine Blicke durch einen hindurch.
Sein Tod ist nicht der reife, selbstverliebte Rockstar – er ist ein verträumter, ewig junger und zeitloser Verführer. Für Elisabeth ist er anziehend, wie eine Droge. Als sie jung und neugierig ist, findet sie es aufregend, davon zu kosten. Sisi wird älter, weiß, dass die Droge ihr schadet. Alle um sie herum werden davon ins Verderben gerissen. Verzweifelt versucht sie, davon loszukommen, und am Ende unterliegt sie ihr doch.
Auch gesanglich war er wunderbar – insgesamt sehr zart und zurückhaltend, hat aber an den richtigen Stellen Gas gegeben. Alleine ist er schon großartig, aber im Zusammenspiel mit Annemieke ist er göttlich! Eine solche Leistung hätte ich ihm noch vor einem halben Jahr nicht zugetraut – nie hätte ich gedacht, dass er zu meinem Lieblingstod wird! ():-)

Bruno Grassini hatte ich gestern zum dritten Mal als Lucheni. In Stuttgart damals schien er mir sehr gelangweilt, in Frankfurt hat er mir zu meiner Überraschung recht gut gefallen. Gestern dann war er super drauf, aber ein großes Problem besteht nach wie vor: Er spielt zu wenig zu dem Publikum und zu viel zu sich selbst. In seiner Funktion als Erzähler sollte er seine Texte nicht als Selbstgespräch gestalten, das er leiste vor sich hin murmelt, während er auf den Boden runter schaut. Erstbesucher dürften da Probleme gehabt haben, ihn zu verstehen. Ansonsten war das die beste „Bruno-als-Lucheni“-Show, die ich gesehen habe. Er hat sehr kraftvoll gesungen und das italienische Fluchen geht keinem so leicht über die Lippen wie ihm. Für den Lieblingslucheni reicht es bei mir nicht, aber so wie gestern nehme ich ihn gern ein weiteres Mal. :wink:

Markus Pols Franz Joseph war in Frankfurt noch ein wenig blass und unscheinbar, gestern zeigte er mehr Rückgrat und Charakterstärke. Was ich bei ihm noch ein wenig vermisse, ist die Kraft in seiner Stimme, da könnte er stellenweise noch eine Spur druckvoller singen. Sieht man darüber hinweg, war das eine wunderbare Leistung! :^^:

Nun komme ich zu Susanna Panzner als Erzherzogin Sophie. Dass ich Christa Wettstein nicht sonderlich mag, dürfte den meisten mittlerweile bekannt sein. Zwar fordert die Rolle vor allem eine starke schauspielerische Leistung, trotzdem erwarte ich, wenn ich in ein Musical gehe, auch gesangliche Qualität – und da ist es von Vorteil, wenn eine Darstellerin zum Singen auch den Mund aufmacht. Da konnte Christa auch noch so viele „Böse Hexe“ Blicke aufsetzen, für mich kam da einfach zu wenig. Auf jeden Fall habe ich mich sehr gefreut, auf der Besetzungsliste zu lesen, dass Susanna die Sophie spielen sollte, da ich sie in ihrer Doppelrolle als Ludovika / Frau Wolf schon klasse fand. Diese Rolle nun bietet ihr noch mehr Möglichkeiten, sich zu beweisen, und Susanna hat das voll ausgeschöpft. Sie hat eine sehr satte und kräftige Stimme und hat damit das Alter, das die Rolle mit sich bringt, gedeckt. Ihre Sophie brachte die richtige Portion Strenge mit sich – sie hat es damit nicht übertrieben, wie Christa das gerne mal macht. Susannas Schauspiel war großartig. Im ersten Akt hat sie sich derart unbeliebt gemacht, so sehr, dass man ganz überrascht ist, dass man kurz vor ihrem Tod plötzlich ganz unfreiwillig Mitleid mit ihr empfindet. Das ist etwas, was nicht viele Darstellerinnen schaffen. Ich wünschte, man könnte sie klonen, damit sie Sophie und Ludovika / Frau Wolf in einer Show spielen kann. :D Nach der gestrigen Vorstellung möchte ich keine andere mehr als Sophie sehen. Zudem hat sie etwas Unglaubliches geschafft: Sie hat bei mir nach knapp fünf Jahren Susan Rigvava-Dumas vom Sophie-Thron verstoßen!

Thomas Hohler hat mich gestern nun vollends überzeugt und hat es tatsächlich geschafft, mein Lieblingsrudolf zu werden! Er ist der einzige Rudolf, den ich kenne, der seine Hauptaussage ohne unnötige Ausschweifungen auf den Punkt bringt: „Ich brauche Hilfe!“ Damit hat er genau ins Schwarze getroffen! Es ist wie ein Stich ins Herz, wenn seine Augen unruhig übers Publikum schweifen, sein Blick kurz an einem hängen bleibt und er einen anschaut, als würde er sagen: „Bitte hilf mir!“ und man sitzt auf seinem Platz und kann nichts machen. Man fühlt sich schuldig, glaubt, man selbst habe ihn zu dieser Verzweiflungstat getrieben, weil man ihm nicht hat helfen können.
Sein Rudolf war weniger weinerlich, mehr verkrampft, damit hat er mir viel besser gefallen als so manch anderer in der Rolle! Auch gesanglich war er toll, neben Oli der stärkste Mann gestern auf der Bühne. Ich fänd es auch unheimlich interessant, Thomas als Lucheni zu sehen! :)

Angela Hunkeler war ein wenig blass und unscheinbar, vor allem ihre Ludovika hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich fand es sehr lustig anzusehen, wie Susanna die Rolle damals angelegt hat – ein wenig karikaturistisch, ein wenig überzogen. Angela hat sich mehr zurückgehalten. Als Frau Wolf hat sie mir schon besser gefallen, mit einer Wahnsinns-Röhre ist sie aber nicht gesegnet. Ich würde gern mal Esther in der Rolle sehen, dann kann Susanna nämlich Sophie spielen!

Zu Thomas Bayer gibt es kaum etwas zu sagen. Sein Max ist schön ländlich und Sisi gegenüber sehr väterlich, außerdem ist er in allen seinen Szenen deutlich zu verstehen!

Der kleine Rudolf, Tobias Falkenburg, wirkte noch ein wenig unsicher auf der Bühne, seine Bewegungsabläufe sahen stellenweise arg einstudiert aus. Gesungen hat er mit lieblicher Kinderstimme und leichtem Lispeln. :lachtot:

Das Ensemble war stimmgewaltig besetzt. Einige Darsteller, etwa Carl van Wegberg oder Patrick Stamme, habe ich ein wenig vermisst, aber auch so sind mir einige immer wieder aufgefallen. Alice Macura, die ich bei meinem letzten Besuch als Sisi hatte, war ein wunderbares Fräulein Windisch und ist mir auch in allen anderen Ensemblepositionen sofort ins Auge gesprungen, genau wie Stephanie Sturm, die nicht nur durch ihre Größe auffällt. Martin Rönnebeck als Graf Grünne mag ich sehr gerne, wunderbar finde ich es, wenn Lars Rindelaub als Kardinal Rauscher in kirchlich-theatralischem Ton spricht.
Was mir gestern aufgefallen ist: Als die Tour vor zwei Jahren in Berlin gestartet ist, waren einige Musicalstars dabei, die teilweise auch als Aushängeschild oder Publikumsmagnet fungiert haben: Pia Douwes, Uwe Kröger oder Felix Martin. Im Laufe der Tour haben diese die Produktion verlassen und nun steht ein mitreißendes, junges, selbstständiges Ensemble auf der Bühne, der beste Beweis dafür, dass eine Show auch ohne große Namen von Leuten, die 20 Jahre und länger im Geschäft sind, funktioniert. Viele der Ensemblemitglieder werden sicher, sofern sie es wie Annemieke van Dam oder Oliver Arno nicht schon sind, noch sehr groß rauskommen, da bin ich mir sicher! Ein Hoch auf die Elisabeth-Tourcast! :gott:

Diesmal will mir das Berichterstatten nicht so leicht von der Hand gehen. Jetzt lasse ich den Abend nochmal schnell Revue passieren, mal schauen, was mir noch so alles einfällt …
Weiter hinten waren am Rand noch einige Plätze frei, insgesamt war es aber besser ausgelastet als erwartet. Die Stimmung war recht verhalten, was wohl daran gelegen haben dürfte, das ziemlich viele ältere Leute im Publikum saßen. Es gab ein paar Szenen, nach denen es ausgelasseneren Applaus gab, aber das war gestern Abend eher selten der Fall.
Beim Prolog waren die Sänger, wie oben bereits erwähnt, noch ein wenig zu leise, das Problem hatte man aber schnell behoben. Nur Bruno war hier und da noch etwas schwerer zu verstehen. Die Beleuchtung war passend, nur hätte der Einsatz von Nebel die düstere Stimmung der Szene sicher noch mehr unterstützt.
Als Annemieke zu „Wie du“ auf die Bühne kam, flüsterte ich vor lauter Freude: „Ja, sie ist es wirklich!“ :gott: Die junge Sisi ist kein schwerer Part und fordert kein überragendes Schauspiel, aber Annemieke hat sie besonders toll und verträumt gespielt. Herrlich, wie sie die Gouvernante beim Abgang von der Bühne nach dem Dialog leise nachäfft.
Bei Sisis Zirkuseinlage vermisse ich immer noch, dass gezeigt wird, wie sie den Maibaum hinaufklettert – ich weiß nicht, ob für alle Erstbesucher aus der Szene hervorgeht, dass sie daran hinaufgeklettert ist. Die Sache mit den Ringen in Stuttgart war in meinen Augen die bessere Lösung.
Als der Schreibtisch in der Hofburg angefahren kam, hat Markus mir genau in die Augen geschaut. Bruno hatte einen kleinen Versprecher, hat sich aber direkt verbessert. Er sagte: „Seine Herrschafft ver … beruht auf einem stehenden Heer von Soldaten […]“. Susanna hat sehr schneidend und bestimmend gesprochen und schon hier habe ich mich gefreut, nicht Christa zu haben.
In Bad Ischl hat es sehr viel Spaß gemacht, Annemieke zu beobachten, die am Bühnenrand saß. Sie zog ihren Schuh aus, woraufhin die Gouvernante sie tadelte. Annemieke roch am Schuh, schaute trotzig zur Gouvernante hoch, schüttelte den Kopf und zog den Schuh wieder an. :lol:
Ich habe mich gefreut, dass die Adlergondel bei „Nichts ist schwer“ wieder hochgezogen wird und nicht einfach auf dem Boden steht – so wirkt die Projektion im Hintergrund viel besser!
„Sie passt nicht“ zwischen Sophie und Max habe ich noch nie so energisch vorgetragen gehört wie gestern – es hat richtig Spaß gemacht, Susanna und Thomas zuzusehen!
„Der letzte Tanz“ war großartig, Oli hat mich schön viel Power gesungen – und der Schlusston, sehr gewagt! Aber ich finde es toll, wenn er ihn so singt!
„Eine Kaiserin muss glänzen“ hat mir, glaube ich, auch noch nie so gut gefallen wie gestern! Die Spannung zwischen Annemieke und Susanna ging wirklich bis zum Äußersten!
„Ich gehör nur mir“ dürfte das Lied sein, das ich in meinem gesamten Leben am häufigsten gehört habe, in den verschiedensten Interpretationen. Und, wie das immer so ist mit Liedern, die man zu oft gehört hat, kann man sie irgendwann nicht mehr hören. Im Grunde geht es mir mit dem kompletten Musical so, aber bei diesem Lied ist es besonders schlimm. Und Annemieke hat gestern etwas geschafft, was schon seit gefühlten 20 Jahren keine Sisi mehr geschafft hat: Sie hat es so gesungen, dass es mir wieder so sehr gefallen hat wie zu Beginn meines Musical-Wahns! Ihr Start in das Lied war sehr verhalten, im Laufe der vier Minuten hat sie sich wunderbar gesteigert und als sie zum glasklaren, perfekt getroffenen Schlusston angesetzt hat, schien beim Publikum der Knoten geplatzt zu sein – hier gab es die ersten Pfiffe und Jubelrufe. :)
Was ich bei der „fröhlichen Apokalypse“ noch nie wahrgenommen habe, ist, dass auch Frauen an den Tischen sitzen. Gestern waren es zwei Stück – Stephanie Sturm und eine andere. Mag sein, dass sie sonst nicht auffallen, da sie Hosenanzüge tragen, aber ich war etwas überrascht. Ist das immer so oder nur, wenn das Herrenensemble unterbesetzt ist?
Bei „Elisabeth, mach auf mein Engel“ ist ein „erzieh’n“ abhanden gekommen, Markus hat gesungen: „Sie lässt ihn wie mich zum Kaiser …, er ist noch zu weich.“ Was ich sehr toll finde, ist, wie der Flügel bei „Elisabeth, sei nicht verzweifelt“ eingesetzt wurde – das hat mir schon in Frankfurt sehr gut gefallen!
Und dann kam die Szene, auf die ich mich insgeheim schon den ganzen Abend über gefreut habe: „Milch“. Wahnsinn, mit wie viel Energie die Nummer immer wieder vorgetragen wird – ich kenne keine packendere Musical-Ensembleszene. Ich liebe es, wenn sie alle gleichzeitig die Milchkannen auf den Bühnenboden donnern.
Beim Finale des 1. Aktes habe ich dann doch den riesigen Prunk-Bilderrahmen aus Stuttgart vermisst – sicher ist Annemieke im Sternenkleid auch so eine unglaublich hübsche Erscheinung, aber mit dem Winterhalter-Hintergrund wirkt das alles noch gigantischer. Davon mal ab, war das Finale wunderbar. Sehr angenehm für die Ohren, kein „Wer von uns dreien kann am lautesten schreien?“ Hier gab es, dafür dass das Publikum insgesamt so lahm war, relativ viel Applaus. :wink:
In der „Kitsch“-Szene hat mir Bruno eigentlich am besten gefallen, hier hat er mit schön viel Power gesungen.
„Wenn ich tanzen will“ ist auch eines der Lieder, die ich nicht mehr hören kann, gestern war es aber toll. Ich liebe hier die Choreografie, es ist ein Hin und Her des Über- und Unterliegens. Gerade noch führt der Tod Sisi, dann dreht sie, zack, den Spieß um und hetzt ihn rückwärts über die Bühne. Sehr schön!
Mit „Mama, wo bist du“ hat Klein-Rudolf auch viel Applaus geerntet, was aber mehr auf den Kinderbonus als auf die Leistung zurückzuführen ist. Natürlich ist das für ein Kind seines Alters eine gute Leistung, aber ich habe auch schon bessere, natürlicher wirkende Kinderdarsteller auf deutschen Bühnen gesehen.
Die Irrenhausballade finde ich immer sehr ergreifend. Es war interessant, Alice, nachdem ich sie als Elisabeth hatte, einmal als „Möchtegern-Sisi“ zu sehen. „Nichts, nichts, gar nichts“ ist eines meiner Lieblingslieder des Stückes, ich finde dieses Solo von Sisi noch bewegender als „Ich gehör nur mir“.
Bei „Wir oder sie“ vermisse ich es nach wie vor, dass die Hofkamarilla-Springer über ein Schachbrett galoppieren, so wie es seinerzeit in Stuttgart war, diese metaphorische Szene mag ich nach wie vor.
Mein Highlight des Abends war dann die „Maladie“. Ich mag diese Szene sowieso, Annemieke hat die Bühne gerockt! Wahnsinn, dass aus einem so zierlichen Wesen solche Töne rauskommen können! Und, falls es wen interessiert, der werte Oli hat die Kette gefangen. :wink:
„Bellaria“ war auch urschön, ich glaube, ich habe das Lied noch nie so gefühlvoll interpretiert gehört wie gestern von Susanna.
Sehr intensiv war auch „Die Schatten werden länger“.
„Hass“ finde ich immer wieder sehr heftig. Ich bin froh, wenn die Szene vorbei ist, nicht weil ich sie schlecht finde. Sie ist nur so krass und verzerrt, wie ein Alptraum, bei dem man erleichtert ist, wenn er ausgeträumt ist …
„Wenn ich dein Spiegel wär“ war unheimlich verzweifelt und emotional dargeboten. Thomas hat mir sehr leid getan. :cry:
Bei der „Totenklage“ hat man in Annemiekes Augen Tränen schimmern sehen können. Sie hat die trauernde, verbitterte Mater Dolorosa glaubwürdig gemimt.
„Am Deck der sinkenden Welt“ finde ich in der Tourproduktion zu unspektakulär. Wien hat damals mit einer Hebebühne getrumpft, was auf der DVD schon toll aussieht, in Stuttgart ist die Wand aufgerissen und die Bühne wurde mit grellem Licht durchflutet. Die Feile allein reicht da nicht. Hätte man nicht noch mehr mit Licht und Nebel arbeiten können? Und wieder kleine Notiz am Rande, falls es jemanden interessiert: Bruno hat die Feile gefangen. :wink:
Schade, bei der Ermordung hat man wieder sehr deutlich gesehen, dass Brunos Hand schon lange vor Annemieke Halt macht.
„Der Schleier fällt“ war sehr schön, da hat es richtig geknistert auf der Bühne. Zwar trauere ich immer noch dem Stuttgarter Schluss, bei dem der Tod Sisi von der Bühne getragen hat, hinterher, aber das Tour-Schlussbild finde ich auch eindrucksvoll – Sisi liegt leblos auf dem Boden, der Tod geht von der Bühne, Lucheni steht oben auf der Feile und erhängt sich – Licht aus.
Beim Schlussapplaus ist nach und nach der ganze Saal aufgestanden, die Stimmung war gut, besser als im Laufe der Vorstellung. Es sind auch ein paar schöne Schlussapplausbilder entstanden, die ich euch nicht vorenthalten möchte. :wink:
Annemieke war super drauf, als der Vorhang zugegangen ist, ist sie die ganze Zeit total happy auf und ab gehüpft. :^^:

Nach der Show wollten wir noch kurz an die StageDoor gehen. Ich bekam mit, wie eine Besucherin die Frau am Merchandisestand fragte, wo diese denn sei, und sie meinte: „Wenn man aus der Tür rauskommt, links ums Gebäude rum, dann kann man die nicht verfehlen.“
Es wäre nicht korrekt, wenn ich sagen würde: Die Ausbeute an der StageDoor war recht mager. Wir standen nämlich gar nicht an der StageDoor. Wir haben an der falschen Tür gewartet und uns gewundert, dass ewig keiner kommt, :lachtot: bis wir dahinter kamen, dass die paar Leute, die noch aus Richtung Haupteingang kamen, Orchester- und Ensemblemitglieder waren, mein Vater meinte, auch den Dirigenten gesehen zu haben. Wir fragten uns, welchen Ausgang die Darsteller denn wohl genommen hatten, da kamen und Markus Pol und Stefan Stara entgegen. Ich bat Markus um ein Autogramm und ein Foto, und während er in dem Picturebook, das ich mir im Dezember in Frankfurt gekauft und gestern mitgenommen hatte, unterschrieb, radelte Frau van Dam herself auf ihrem Fahrrad an uns vorbei – na klasse. :roll: Im Glauben, dass die meisten Darsteller sich schon davon gemacht haben müssen, sind wir hoch zum Parkplatz. Nachdem wir die Straßenseite gewechselt hatten, ist auch noch Bruno Grassini auf seinem Fahrrad an uns vorbei. Das hat sich ja voll gelohnt … Als wir dann wieder am Capitol vorbeigefahren sind, haben wir gesehen, das vor dem Haupteingang noch einige Leute standen – entweder müssen die ja dort oder aus einer der Abendkassentüren rausgekommen sein, oder war da noch eine, von der wir gar nicht Notiz genommen haben? :|
Hm, hinterher ist man immer schlauer … Aber StageDoor hin oder her, mir war es wichtig, Annemieke auf der Bühne zu sehen und das war mir gestern endlich vergönnt.

Das war gestern rückblickend wieder ein besonders toller Musicalabend, besetzungstechnisch meine beste Elisabethshow bisher. Das Stück selbst ist eh mein All Time Favourite und es war schön, es mal wieder live zu sehen. Vor allem nachdem ich gesehen habe, wie nah der Düsseldorfer Hauptbahnhof am Capitol liegt, würde ich es mir gern ein zweites Mal dort ansehen. :)

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Bilder zu gestern:

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Das vorletzte mag ich besonders gern, das ist so ... :lachtot:
Aber ich hasse mich selbst auf Bildern! :x
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Re: Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Beitragvon -sommerwinter- » 06.04.2010, 20:32:56

ah, hier auch nochmals danke. das vorletzte bist ist echt gut getroffen!

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Re: Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Beitragvon Kitti » 06.04.2010, 22:36:05

Danke für deinen Bericht! Sehr schön geschrieben! Ich beneide dich um Annemieke. Ich hoffe sehr, dass ich auch noch nach Düsseldorf komme und sie dann sehen kann. Das mit der Stage Door ist wirklich verwirrend, aber sie müsste direkt neben dem Eingang sein.
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Re: Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Beitragvon Elphaba » 07.04.2010, 02:45:41

Auch von mir vielen Dank für den seeeehr ausführlichen Bericht! :)

Sehr gut geschrieben. Muss aber auch wirklich eine tolle Vorstellung gewesen sein! :D
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Re: Elisabeth, Düsseldorf - 5.4.2010, 18:30 Uhr

Beitragvon Dreamer » 07.04.2010, 12:58:41

Danke, freut mich, wenn der Bericht euch gefällt. :wink:

Hier noch eine kleine Ergänzung:
In dem Bericht habe ich ja geschrieben, dass Annemieke nach der Show auf dem Fahrrad an uns vorbei geradelt ist. Das war wohl doch nicht Annemieke, sondern ein Ensemblemitglied, da ich von einer anderen, die an der Stagedoor war, weiß, dass Annemieke wohl laut Pförtner noch lange oben war und als sie um 22:00 Uhr immer noch nicht rauskam, ist sie gefahren ... :wink:
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