Tanz der Vampire - Stuttgart, 28.3.2010 - 14:00 Uhr
Verfasst: 29.03.2010, 17:38:17
„Ein Meer von Gefühl und kein Laaand!“
Tanz der Vampire – Stuttgart, 28.3.2010, 14:00 Uhr
Ich habe mich ja schon so darauf gefreut, von der Anreise zu berichten, allerdings hätte diese unspektakulärer kaum verlaufen können. Jedenfalls waren wir, weil ich Angst hatte, wir kommen noch zu spät, früher in Stuttgart als eigentlich nötig. Nachdem wir einen total überflüssigen Gang zur Stage Door angetreten haben, an der nicht ein einziger Mensch stand, sind mein Vater und ich nach zahlreichen vorherigen „Sabbernd-Dran-Vorbeigehen“-Stuttgart-Besuchen endlich mal in jener Hausbrauerei schön deftig essen gegangen. Blöd nur, dass wir beide noch keinen Hunger hatten …
Als ich dann oben am Palladium Theater war, wurden die Leute schon rein gelassen. Ich habe noch kurz meinem Vater bei seinem erfolglosen Versuch zugesehen, ein Restticket für die Mittagsshow zu bekommen, dann bin ich rein.
Zuerst einmal bin ich an den Merchandise-Stand und habe mir ein Programmpaket geholt. Ich ganz empört: „Ist denn da eine Besetzungsliste dabei?“ Und, komisch dass mich das nicht im Geringsten überrascht hat, die Dame erwidert: „Gibt es keine mehr, erst in der Pause wieder.“ Tja, Stage eben. Also gehe ich zum Bildschirm, wo ich erstmal den ganzen Kram mit „Willkommen im Palladium Theater“, „Getränke gibt es in der Pause da und da“, „Der erste Akt geht soundso viel Minuten“, „Die Pause hat eine Dauer von soundso viel Minuten“, „Der zweite Akt geht soundso viel Minuten“, „Tanz der Vampire – Das Grusical“ und fortfolgende über mich ergehen lassen musste, bis endlich „Die Besetzung“ angezeigt wurde. Yay! Lucy spielt! Das hat mir dann schon mal den Tag gerettet. Wie erwartet, sollte Stocki gräfeln, und darauf war ich schon ziemlich gespannt. Dass Sanne heute Magda spielen sollte, wusste ich nun auch schon seit einigen Wochen, gestern habe ich auch erfahren, dass Jerzy die Woche Urlaub hat. Ansonsten habe ich mich noch unheimlich gefreut, Tibors Namen auf der Tafel zu lesen.
So, und dann bin ich rein in den Saal, der so ganz ohne Weinranken, Zahnräder und Timedragon ziemlich kahl aussah – vielleicht war das aber auch der Grund, warum mir die Bühne um einiges größer vorkam. Nachdem ich noch ganz kriminell ein Foto von der Bühne gemacht habe (Warum mache ich das eigentlich jedes Mal wieder? Auf den Bildern erkennt man hinter nämlich immer exakt gar nichts) und mich auf die Verwarnung des bösen Theatermenschen hin ganz unwissend gegeben habe, hat so eine coole „Ich bin ein Vampir“ Stimme (Jan?) gesagt, dass wir nun „Tanz der Vampire“ sehen werden, was mich natürlich total überrascht hat, und dass Boris Ritter die Show dirigieren wird. Und dann ging es los.
Eigentlich hätte ich ja gern Jan Ammann als Krolock gesehen, aber ich will ja eh noch mindestens 50-mal nach Stuttgart, und nach den vergangenen „Hilfe! Wir sehen Kevin!“ Wochen war mir Matthias Stockinger als Graf sehr willkommen.
Ich fand seine Rollenauslegung erfrischend anders und bin froh, ihn gesehen zu haben, da ich ja, weil er Zweitbesetzung ist, wahrscheinlich so schnell nicht mehr in „Stocki gräfelt“ Genuss kommen werde. Erstmal war es ein sehr beruhigendes Gefühl zu wissen, dass es auf diesem Planeten einen Menschen gibt, der genauso große Ohren hat wie ich! Und allein diese Eingebung war die Reise nach Stuttgart schon wert. Aber Stocki – das ist noch mehr als nur große Ohren und schmales Gesicht. Stocki, das ist auch gewaltige Stimme. Denkt man sich mal sein sehr junges Äußeres weg, dann hätte ich ihn nie und nimmer auf Ende Zwanzig geschätzt! Gesanglich hat er die Rolle sehr klassisch angelegt und das, was ihm optisch trotz seiner Körpergröße an Bühnenpräsenz gefehlt hat, hat er dadurch wieder wett gemacht. Am Faszinierendsten fand ich aber seine Charakterzeichnung. Ich habe sehr lange nach einem treffenden Ausdruck gesucht und finde, mit diesem Satz habe ich mich mal wieder selbst übertroffen: Sein Krolock ist mehr Musensohn als Monstrum. Er hat den Grafen weder majestätisch und selbstverliebt noch aggressiv oder gar animalisch gespielt. Nein, im Grunde war er eine sehr traurige, bemitleidenswerte Person. (Und das nicht, weil er so große Ohren hat!) Sein Krolock war sehr abwesend und gedankenverloren – „verträumt“ macht ihn vielleicht schon zu sympathisch. Insgesamt kam er dem Bild des „Für immer jung“ Vampirs sehr nahe, aber der Krolock par excellence muss noch reifer und vielleicht auch ein wenig stämmiger sein. Aber vor allem für sein Alter eine beachtliche Leistung! Chapeau!
Jetzt komme ich zu der Person, wegen der ich heute überhaupt im Theater war – Lucy Scherer als Sarah. Zu Wicked-Zeiten habe ich sie sehr ins Herz geschlossen und in der Rolle der Glinda ist sie meine unangefochtene Nummer Eins – genau das schien ihr jedoch am Premierenabend von den Vampiren zum Verhängnis zu werden. Es hat mir leid getan, dass sie von der Presse so zerrissen wurde und ich habe gehofft, dass sich ihre galindafizierte Darstellung in dem einen Monat, den sie in Stuttgart spielt, legen wird. Immer wieder musste ich lesen: „Bei ihr schimmert noch zu sehr die Glinda durch!“ Und ich kann nur sagen: Nada! Ich hatte gestern das Vergnügen, eine bezaubernde Sarah zu sehen, die vor allem schauspielerisch genau ins Schwarze getroffen hat! So stelle ich mir Sarah vor – kokett, jugendlich, neugierig und auch ein wenig burschikos. Außerdem war sie so wunderwunderhübsch und in Sachen Mimik können sich noch so einige eine Scheibe von ihr abschneiden! Ich habe mich jedes Mal aufs Neue gefreut, wenn sie wieder auf die Bühne kam – ihr haben auch die Kostüme und die Perücken so toll gestanden! Waaah! Gesanglich war sie insgesamt auch wirklich toll – über die wenigen quäkigen Passagen sehe ich da gern hinweg.
Christian Stadlhofer war ein wunderbarer Abronsius! Schön schrullig und zerstreut, aber mit einem Wahnsinns-Temperament. Man hat ihm den Spaß am Spiel jede Sekunde, die er auf der Bühne stand, angemerkt. Und in Sachen Timing und Geschwindigkeit läuft ihm so schnell keiner den Rang ab!
Bei Tibor Heger ist der Knuddelfaktor extrem hoch. Er war ein sooo putziger Alfred! Und sein Akzent ist total süß, à la: „Der weiß gerade gar nicht, was er da singt, aber das ist ja ganz egal, weil er aussieht wie ein Teddy!“ Ich hätte ihn am liebsten mit nach Hause genommen! Und seine Stimme war auch so angenehm und honigsüß und alles … Und außerdem hat er ganz toll gespielt! Wer will denn schon Krisha sehen? Der ist bestimmt ganz unkuscheltierhaft! Ich will Tibor noch mindestens hunderttausend Mal als Alfred haben!
Die Überraschung war dann Maciej Salamon als Chagal, weil ich nicht gedacht hätte, dass es außer Jerzy noch einen anderen Wirt gibt, der mir so gefällt. Er spricht nahezu akzentfrei Deutsch und ist auch etwas jünger, aber er hat ganz toll gespielt und gesanglich hat er ja jetzt eh nicht die Bombenlieder zu singen, aber er hat das klasse gemacht.
Den gesanglichen Abräumer des Tages lieferte Sanne Mieloo als Magda. Allerdings sei dazu gesagt, dass sie bei mir in einer ziemlich dankbaren Position spielt. Es gibt so viele tolle Magdas, aber nicht „die einzig Wahre“, also bin ich immer offen für Neues und lasse mich auch gerne immer mal wieder vom Hocker reißen, so wie heute zum Beispiel. Ich hätte Linda ja auch unheimlich gern mal gesehen, aber Sanne war auch wahnsinnig geil und hat in allen Punkten bestanden. Optisch: Richtig schön drall und bestens proportioniert. Schauspielerisch: Voll mürrisch und motzig und maulig und ganz toll! Gesanglich: Woaaaah! 12 Points for the Netherlands!
Florian Fetterle war herrlich tuntig, trotzdem hat irgendetwas gefehlt. Vielleicht ist das, weil ich Haldor damals in Berlin so genial fand, aber Florian ist für mich nicht Herbert in Vollkommenheit. Und ich finde es total doof, dass er vor dem Schloss die Haare auf hat!
Stefan Büdenbender scheint seine Rolle aus Koukol ja richtig Spaß zu machen, wenn man mal überlegt, wie lange am Stück er diese jetzt schon spielt … Er war gut, aber ich war nicht sehr auf ihn fixiert. Da gab’s einfach interessantere Gestalten auf der Bühne!
Martine de Jager als Rebecca fand ich großartig! Wenn die wütend ist, sollte man ihr besser keine Salami geben! Aber ich kenne keine Rebecca, die das trauernde Weib mit so viel Inbrunst spielt! Fand ich wunderbar!
Die Tanzsolisten waren phänomenal, vor allem Kym Boyson hat getanzt, als gäbe es kein Morgen mehr! Hoffentlich wird die mal entdeckt und kommt als Tänzerin ganz groß raus! Die Frau ist nicht von dieser Welt … Sie war soooo toll!
Ansonsten ist mir noch Andrea Casati aufgefallen, der auch das Nightmare Solo 2 gesungen hat. Ich find das voll doof, dass er nicht auch ein Alfred-Cover hat, weil Riccardo ja verletzt ist – aber ein Gutes hat das Ganze: Dann kann Tibor alle Off-Shows von Krisha übernehmen.
Leider habe ich sonst keinen anderen im Ensemble erkennen können, trotzdem fand ich dieses insgesamt wunderbar besetzt.
Ich war sehr angenehm überrascht, was die Akustik betraf, da habe ich nämlich im Palladium schon schlechtere Erfahrungen auf den vorderen Plätzen gemacht. Ab und zu klang es trotzdem nicht optimal, zum Beispiel die Halleffekte bei Matthias‘ „He, ho, Professor“, aber insgesamt kam da ordentlich Wumms aus den Boxen. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich erst zu Berliner Zeiten so richtig Blut geleckt habe und daher keinen Vergleich zu früher habe, aber mich hat die Reduzierung des Orchesters nicht gestört – ich finde den Sound immer noch schön satt und in meinen Ohren ist das alles andere als eine Vergewaltigung der grandiosen Steinman-Partitur. Die Beleuchtung fand ich auch ganz toll und an den Kulissen habe ich in Sachen Größe auch nichts auszusetzen.
Mein Platz, Parkett rechts Reihe 2 Platz 10, war der beste im ganzen Theater – und der gefährlichste! Die rechte Treppe war genau vor mir und – für die einen Fluch, für die anderen Segen - wir diese ja viel mehr bespielt als die linke. Ich habe mich voll gefreut, wenn die an mir vorbei sind oder mir entgegenkamen und mich angeschaut haben.
Als Tibor bei „He, ho, Professor“ auf die Bühne kam, fand ich ihn schon gleich total knuffig. Nur hat mir so eine doofe große Schneeflocke auf dem Vorhang die erste Hälfte des Liedes die Sicht auf seinen Kopf versperrt. Voll gemein! Da schreibe ich mal einen Brief ans Theater und beschwere mich über die dreckigen Flecken auf dem Vorhang und dass die die gefälligst kleiner machen sollen! Also echt …
„Gott ist tot“ war ganz toll, nur war ich im ersten Moment irritiert, weil ich meinte, das wäre doch Kevin. Aber er war es dann ja Gott sei Dank (Kann man das so sagen? Weil das widerspricht ja dem Kontext des Liedes) doch nicht.
Bei „Wahrheit“ hatte Christian einen kleinen Texthänger, an der Stelle wo Abronsius singt „Wovor diese Angst, vor wem, warum?“ Das hat er aber ganz cool überspielt, indem er angefangen hat zu husten. Die hohen Töne hat er super getroffen und auch sonst hat er ganz schnell gesungen und war trotzdem deutlich zu verstehen. Und sein Hüftkreisen ist sensationell! Ich fand es auch lustig zu beobachten, wie Sanne Tibor ihren Rettich hat aufheben lassen.
Die „Einladung zum Ball“ war gesanglich wunderbar, aber Stocki hätte noch ein wenig bedrohlicher sein können. Trotzdem, nachdem er sich ganz mysteriös Hokuspokus aus dem Staub gemacht hat, hat Lucy ganz verängstigt geschaut und aufgeregt um sich getastet. Und als Maciej ihr den Hintern versohlt hat, hat sie so toll geschrien und ihr Versprechen, nie wieder zu Baden, war auch sehr komisch. Und Martine hat ihr ganz mütterlich die Hand gehalten. Schlamassel! Schlamasseeeeel!
Die „roten Stiefel“ und „Stärker als wir sind“ fand ich super, vor allem wegen Kym! Das Gebet fand ich dann total ergreifend und als sich das Haus so gedreht hat und man gesehen hat, wie da unten all die Dorfbewohner mit ihren Kerzen rumstehen, hab ich ganz viel Gänsehaut bekommen. Und als Lucy „Macht nichts“ gerufen hat, hab ich ihre Stimme doppelt gehört, einmal übers Mikro verstärkt und einmal in echt, weil sie da genau vor mir stand.
Bei „Wusha Busha“ hat Martine auch ganz toll getrauert, hab ich ja oben schon geschrieben. Sie hat sich auch vor der Bahre auf den Boden fallen lassen und ich dachte, gleich rollt sie in den Orchestergraben!
Und dann kam Sanne mit ihrem großartigen „Tot zu sein ist komisch“ und sie hat das so geil gesungen – schade, dass das nahtlos in den Biss übergeht, sie hätten das so lösen müssen, dass das Lied abgeschlossen endet, damit Sanne ganz, ganz viel Applaus bekommt. Ihr „tadellooooooooos“ war … tadellos!
Bei „Durch die Wildnis zum Schloss“ hat auch ein Vampir vor mir gestanden, den konnte ich aber nicht zuordnen.
Als beim Finale 1. Akt Florian rauskam, hätte man meinen können, er sei Stockis Bruder, weil letzterer nicht sehr viel älter aussieht. Wie ist das eigentlich, wenn Vampire Kinder bekommen? Sind die dann auch direkt Vampire? Weil normal werden Vampire doch nie älter, oder? Dann müsste Herbert ja für immer ein Baby sein …
Stocki hat den Schlusston auch unheimlich lange gehalten, bevor er sein Tor geschlossen hat.
In der Pause bin ich dann direkt zum Merchandise-Stand, weil ich mir eine Besetzungsliste holen wollte. Und dann stand ich da und sah so den Stapel vor mir liegen und – dann habe ich mir doch tatsächlich zwei Stück geholt! Ich glaube, die anderen waren dann voll neidisch, als sie das gehört haben. Und weil ich dann schon mal dort stand, habe ich mir noch gleich das coole Poster mit Jan und Lucy geholt und hatte ganz viel Angst, dass die mir mit Absicht das doofe Kevin-Poster gegeben hat, weil ich mir zwei Listen geholt habe. Und dann habe ich gesagt, ich will noch so eine Vampir-Badeente und dann sagt die mir knallhart ins Gesicht, die wären ausverkauft! Die hat bestimmt nur gelogen und hatte noch ganz viele versteckt.
Und dann bin ich wie sonst auch immer die Treppen hochgelaufen, um auf die Ränge zu gehen und runter zugucken. Und dann bin ich raus auf den Balkon, um mich mal bei meinem Vater zu melden, der anderweitig die Zeit tot geschlagen hat. Und dann bin ich nochmal runter und wollte mich eigentlich noch sammeln, aber dann kam der doofe Gong und ich musste wieder auf meinen Platz und dann ging es auch irgendwann weiter mit Akt 2.
Auch wenn das jetzt voll langweilig ist, aber „Totale Finsternis“ war mein Highlight. Das war Lucys stärkstes Lied und sie hat wieder so toll geschaut!
„Carpe Noctem“ fand ich aber auch ganz, ganz, ganz toll. Wegen Kym! Und wegen Andrea! Und wegen dem ganzen Rest! Aber vor allem wegen Kym!
Und dann hat Tibor „Für Sarah“ gesungen und das war sooo schön!
Die Gruft-Szene war aber auch zum Schießen lustig! Hier fand ich Christian genial! Wie er gesprochen hat und überhaupt … Und „Geil zu sein ist komisch“ war auch super – Sanne ist total beschwipst rumgetorkelt!
Kann es sein, dass die Bücher-Kulisse seit Berlin nochmal einen Feinschliff bekommen hat? Die sah noch detaillierter aus, aber es kann sein, dass ich mich auch irre. Und Lucy in der Schlossbadewanne war wieder haaach!
„Wenn Liebe in dir ist“ fand ich toll, aber Florian hat es noch ein wenig an Biss gefehlt. Ich fand‘s aber cool, wie er Tibor genommen und dieser in Florians Armen durch die Luft geschwebt ist. Tibors Spiegelbild war übrigens Andrea, später im Ballsaal aber nicht mehr, weil er da ja im Ensemble gespielt hat.
Warum gehen Abronsius und Alfred denn nicht mehr auf den Zinnen entlang? Das war doch immer so cool!
„Ewigkeit“ war der Hammer! Ich liebe diese Szene, das ist ein richtig packender Musical-Moment.
Dann kam die „Gier“ und das war Stockis stärkstes Lied, weil er dort nicht böse sein muss und sich nicht hinter der Maske des bösen Grafen zu verstecken hat, sondern zeigen kann, dass er ja voll traurig ist – innere Zerrissenheit und all sowas. Dafür hat er auch stürmischen Applaus geerntet.
Was mir im „Tanzsaal“ eigentlich den meisten Spaß gemacht hat, war zu beobachten, wie Tibor und Christian bemüht waren, sich unter die Ballgäste zu mischen. Und dann hatte ich ein Déjà Vu. Lucy, ein wunderschönes Kleid tragend, befindet sich links oben auf der Bühne und fängt die Zuschauer allein mit ihrem Blick. In dieser Gegend hing sie auch immer in ihrer Bubble rum, nun stand sie auf einer Treppe. Als sie dann runterkam und Stocki sie gebissen hatte und das Orchester schön rockig gespielt hat und die Bühne blutrot beleuchtet war, hat mich eine Ganzkörper-Gänsehaut durchfahren.
„Durch die Wildnis 2“ fand ich doch ziemlich bescheiden im Vergleich zu Berlin – was ist denn mit den Wölfen passiert? Gibt es die jetzt gar nicht mehr? Das war doch immer das Beste! Schade!
Lucy als Vampir war dann auch voll drollig, sie hat so böse gesprochen – und Tiiiibooor! Außerdem hat Lucy genau auf mich gezeigt.
Beim Finale hat dann Andrea, als er gerade kam, genau vor mir gestanden und mich angesungen. Das fand ich voll cool. Überhaupt finde ich die Finalnummer aus den Vampiren eine der besten Musicalnummern überhaupt!
Die Stimmung war die ganze Show über eigentlich recht gut, gegen Ende hin war sie immer ausgelassener – es hat aber ein wenig gedauert, bis der Knoten geplatzt ist. Oft ist der Applaus auch von meiner Sitznachbarin ausgegangen, die als Erste geklatscht. Beim Schlussapplaus hat dann auch, soweit ich das mitbekommen habe, der ganze Saal gestanden.
So, und dann wars auch schon wieder vorbei. Schade, dass das immer nur so kurz geht. Eigentlich wollte ich nochmal an den Merchandise-Stand und fragen, wie viel denn ein Tibor kostet, aber bei der Verkaufstante war ich wegen der Sache mit den Besetzungslisten eh untendurch, also bin ich raus zu meinem Vater und wir sind direkt nach Hause.
Das Stück selbst war schon immer die Nummer Zwei in meiner ewigen Liste und wird es auch denke ich immer bleiben. Die Kürzungen, die man im Laufe der letzten Jahre vorgenommen hat, fand ich sehr schlüssig. Alles ist nun gestraffter und läuft flüssiger ab, dem Publikum wird es nicht langweilig. Auch dramaturgisch finde ich die überarbeitete Fassung sehr gelungen. Tanz der Vampire ist immer noch ein zum Zittern komisches Stück mit einer wunderbaren Musik, reifen Texten und einer sensationellen Choreografie, und der gestrige Nachmittag hat mir bewiesen, dass in Stuttgart auch eine Handvoll über die Maßen talentierter Zweitbesetzungen auf der Bühne stehen, und ich möchte unbedingt noch ein zweites Mal nach Stuttgart!
Tanz der Vampire – Stuttgart, 28.3.2010, 14:00 Uhr
Ich habe mich ja schon so darauf gefreut, von der Anreise zu berichten, allerdings hätte diese unspektakulärer kaum verlaufen können. Jedenfalls waren wir, weil ich Angst hatte, wir kommen noch zu spät, früher in Stuttgart als eigentlich nötig. Nachdem wir einen total überflüssigen Gang zur Stage Door angetreten haben, an der nicht ein einziger Mensch stand, sind mein Vater und ich nach zahlreichen vorherigen „Sabbernd-Dran-Vorbeigehen“-Stuttgart-Besuchen endlich mal in jener Hausbrauerei schön deftig essen gegangen. Blöd nur, dass wir beide noch keinen Hunger hatten …
Als ich dann oben am Palladium Theater war, wurden die Leute schon rein gelassen. Ich habe noch kurz meinem Vater bei seinem erfolglosen Versuch zugesehen, ein Restticket für die Mittagsshow zu bekommen, dann bin ich rein.
Zuerst einmal bin ich an den Merchandise-Stand und habe mir ein Programmpaket geholt. Ich ganz empört: „Ist denn da eine Besetzungsliste dabei?“ Und, komisch dass mich das nicht im Geringsten überrascht hat, die Dame erwidert: „Gibt es keine mehr, erst in der Pause wieder.“ Tja, Stage eben. Also gehe ich zum Bildschirm, wo ich erstmal den ganzen Kram mit „Willkommen im Palladium Theater“, „Getränke gibt es in der Pause da und da“, „Der erste Akt geht soundso viel Minuten“, „Die Pause hat eine Dauer von soundso viel Minuten“, „Der zweite Akt geht soundso viel Minuten“, „Tanz der Vampire – Das Grusical“ und fortfolgende über mich ergehen lassen musste, bis endlich „Die Besetzung“ angezeigt wurde. Yay! Lucy spielt! Das hat mir dann schon mal den Tag gerettet. Wie erwartet, sollte Stocki gräfeln, und darauf war ich schon ziemlich gespannt. Dass Sanne heute Magda spielen sollte, wusste ich nun auch schon seit einigen Wochen, gestern habe ich auch erfahren, dass Jerzy die Woche Urlaub hat. Ansonsten habe ich mich noch unheimlich gefreut, Tibors Namen auf der Tafel zu lesen.
So, und dann bin ich rein in den Saal, der so ganz ohne Weinranken, Zahnräder und Timedragon ziemlich kahl aussah – vielleicht war das aber auch der Grund, warum mir die Bühne um einiges größer vorkam. Nachdem ich noch ganz kriminell ein Foto von der Bühne gemacht habe (Warum mache ich das eigentlich jedes Mal wieder? Auf den Bildern erkennt man hinter nämlich immer exakt gar nichts) und mich auf die Verwarnung des bösen Theatermenschen hin ganz unwissend gegeben habe, hat so eine coole „Ich bin ein Vampir“ Stimme (Jan?) gesagt, dass wir nun „Tanz der Vampire“ sehen werden, was mich natürlich total überrascht hat, und dass Boris Ritter die Show dirigieren wird. Und dann ging es los.
Eigentlich hätte ich ja gern Jan Ammann als Krolock gesehen, aber ich will ja eh noch mindestens 50-mal nach Stuttgart, und nach den vergangenen „Hilfe! Wir sehen Kevin!“ Wochen war mir Matthias Stockinger als Graf sehr willkommen.
Ich fand seine Rollenauslegung erfrischend anders und bin froh, ihn gesehen zu haben, da ich ja, weil er Zweitbesetzung ist, wahrscheinlich so schnell nicht mehr in „Stocki gräfelt“ Genuss kommen werde. Erstmal war es ein sehr beruhigendes Gefühl zu wissen, dass es auf diesem Planeten einen Menschen gibt, der genauso große Ohren hat wie ich! Und allein diese Eingebung war die Reise nach Stuttgart schon wert. Aber Stocki – das ist noch mehr als nur große Ohren und schmales Gesicht. Stocki, das ist auch gewaltige Stimme. Denkt man sich mal sein sehr junges Äußeres weg, dann hätte ich ihn nie und nimmer auf Ende Zwanzig geschätzt! Gesanglich hat er die Rolle sehr klassisch angelegt und das, was ihm optisch trotz seiner Körpergröße an Bühnenpräsenz gefehlt hat, hat er dadurch wieder wett gemacht. Am Faszinierendsten fand ich aber seine Charakterzeichnung. Ich habe sehr lange nach einem treffenden Ausdruck gesucht und finde, mit diesem Satz habe ich mich mal wieder selbst übertroffen: Sein Krolock ist mehr Musensohn als Monstrum. Er hat den Grafen weder majestätisch und selbstverliebt noch aggressiv oder gar animalisch gespielt. Nein, im Grunde war er eine sehr traurige, bemitleidenswerte Person. (Und das nicht, weil er so große Ohren hat!) Sein Krolock war sehr abwesend und gedankenverloren – „verträumt“ macht ihn vielleicht schon zu sympathisch. Insgesamt kam er dem Bild des „Für immer jung“ Vampirs sehr nahe, aber der Krolock par excellence muss noch reifer und vielleicht auch ein wenig stämmiger sein. Aber vor allem für sein Alter eine beachtliche Leistung! Chapeau!
Jetzt komme ich zu der Person, wegen der ich heute überhaupt im Theater war – Lucy Scherer als Sarah. Zu Wicked-Zeiten habe ich sie sehr ins Herz geschlossen und in der Rolle der Glinda ist sie meine unangefochtene Nummer Eins – genau das schien ihr jedoch am Premierenabend von den Vampiren zum Verhängnis zu werden. Es hat mir leid getan, dass sie von der Presse so zerrissen wurde und ich habe gehofft, dass sich ihre galindafizierte Darstellung in dem einen Monat, den sie in Stuttgart spielt, legen wird. Immer wieder musste ich lesen: „Bei ihr schimmert noch zu sehr die Glinda durch!“ Und ich kann nur sagen: Nada! Ich hatte gestern das Vergnügen, eine bezaubernde Sarah zu sehen, die vor allem schauspielerisch genau ins Schwarze getroffen hat! So stelle ich mir Sarah vor – kokett, jugendlich, neugierig und auch ein wenig burschikos. Außerdem war sie so wunderwunderhübsch und in Sachen Mimik können sich noch so einige eine Scheibe von ihr abschneiden! Ich habe mich jedes Mal aufs Neue gefreut, wenn sie wieder auf die Bühne kam – ihr haben auch die Kostüme und die Perücken so toll gestanden! Waaah! Gesanglich war sie insgesamt auch wirklich toll – über die wenigen quäkigen Passagen sehe ich da gern hinweg.
Christian Stadlhofer war ein wunderbarer Abronsius! Schön schrullig und zerstreut, aber mit einem Wahnsinns-Temperament. Man hat ihm den Spaß am Spiel jede Sekunde, die er auf der Bühne stand, angemerkt. Und in Sachen Timing und Geschwindigkeit läuft ihm so schnell keiner den Rang ab!
Bei Tibor Heger ist der Knuddelfaktor extrem hoch. Er war ein sooo putziger Alfred! Und sein Akzent ist total süß, à la: „Der weiß gerade gar nicht, was er da singt, aber das ist ja ganz egal, weil er aussieht wie ein Teddy!“ Ich hätte ihn am liebsten mit nach Hause genommen! Und seine Stimme war auch so angenehm und honigsüß und alles … Und außerdem hat er ganz toll gespielt! Wer will denn schon Krisha sehen? Der ist bestimmt ganz unkuscheltierhaft! Ich will Tibor noch mindestens hunderttausend Mal als Alfred haben!
Die Überraschung war dann Maciej Salamon als Chagal, weil ich nicht gedacht hätte, dass es außer Jerzy noch einen anderen Wirt gibt, der mir so gefällt. Er spricht nahezu akzentfrei Deutsch und ist auch etwas jünger, aber er hat ganz toll gespielt und gesanglich hat er ja jetzt eh nicht die Bombenlieder zu singen, aber er hat das klasse gemacht.
Den gesanglichen Abräumer des Tages lieferte Sanne Mieloo als Magda. Allerdings sei dazu gesagt, dass sie bei mir in einer ziemlich dankbaren Position spielt. Es gibt so viele tolle Magdas, aber nicht „die einzig Wahre“, also bin ich immer offen für Neues und lasse mich auch gerne immer mal wieder vom Hocker reißen, so wie heute zum Beispiel. Ich hätte Linda ja auch unheimlich gern mal gesehen, aber Sanne war auch wahnsinnig geil und hat in allen Punkten bestanden. Optisch: Richtig schön drall und bestens proportioniert. Schauspielerisch: Voll mürrisch und motzig und maulig und ganz toll! Gesanglich: Woaaaah! 12 Points for the Netherlands!
Florian Fetterle war herrlich tuntig, trotzdem hat irgendetwas gefehlt. Vielleicht ist das, weil ich Haldor damals in Berlin so genial fand, aber Florian ist für mich nicht Herbert in Vollkommenheit. Und ich finde es total doof, dass er vor dem Schloss die Haare auf hat!
Stefan Büdenbender scheint seine Rolle aus Koukol ja richtig Spaß zu machen, wenn man mal überlegt, wie lange am Stück er diese jetzt schon spielt … Er war gut, aber ich war nicht sehr auf ihn fixiert. Da gab’s einfach interessantere Gestalten auf der Bühne!
Martine de Jager als Rebecca fand ich großartig! Wenn die wütend ist, sollte man ihr besser keine Salami geben! Aber ich kenne keine Rebecca, die das trauernde Weib mit so viel Inbrunst spielt! Fand ich wunderbar!
Die Tanzsolisten waren phänomenal, vor allem Kym Boyson hat getanzt, als gäbe es kein Morgen mehr! Hoffentlich wird die mal entdeckt und kommt als Tänzerin ganz groß raus! Die Frau ist nicht von dieser Welt … Sie war soooo toll!
Ansonsten ist mir noch Andrea Casati aufgefallen, der auch das Nightmare Solo 2 gesungen hat. Ich find das voll doof, dass er nicht auch ein Alfred-Cover hat, weil Riccardo ja verletzt ist – aber ein Gutes hat das Ganze: Dann kann Tibor alle Off-Shows von Krisha übernehmen.
Leider habe ich sonst keinen anderen im Ensemble erkennen können, trotzdem fand ich dieses insgesamt wunderbar besetzt.
Ich war sehr angenehm überrascht, was die Akustik betraf, da habe ich nämlich im Palladium schon schlechtere Erfahrungen auf den vorderen Plätzen gemacht. Ab und zu klang es trotzdem nicht optimal, zum Beispiel die Halleffekte bei Matthias‘ „He, ho, Professor“, aber insgesamt kam da ordentlich Wumms aus den Boxen. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich erst zu Berliner Zeiten so richtig Blut geleckt habe und daher keinen Vergleich zu früher habe, aber mich hat die Reduzierung des Orchesters nicht gestört – ich finde den Sound immer noch schön satt und in meinen Ohren ist das alles andere als eine Vergewaltigung der grandiosen Steinman-Partitur. Die Beleuchtung fand ich auch ganz toll und an den Kulissen habe ich in Sachen Größe auch nichts auszusetzen.
Mein Platz, Parkett rechts Reihe 2 Platz 10, war der beste im ganzen Theater – und der gefährlichste! Die rechte Treppe war genau vor mir und – für die einen Fluch, für die anderen Segen - wir diese ja viel mehr bespielt als die linke. Ich habe mich voll gefreut, wenn die an mir vorbei sind oder mir entgegenkamen und mich angeschaut haben.
Als Tibor bei „He, ho, Professor“ auf die Bühne kam, fand ich ihn schon gleich total knuffig. Nur hat mir so eine doofe große Schneeflocke auf dem Vorhang die erste Hälfte des Liedes die Sicht auf seinen Kopf versperrt. Voll gemein! Da schreibe ich mal einen Brief ans Theater und beschwere mich über die dreckigen Flecken auf dem Vorhang und dass die die gefälligst kleiner machen sollen! Also echt …
„Gott ist tot“ war ganz toll, nur war ich im ersten Moment irritiert, weil ich meinte, das wäre doch Kevin. Aber er war es dann ja Gott sei Dank (Kann man das so sagen? Weil das widerspricht ja dem Kontext des Liedes) doch nicht.
Bei „Wahrheit“ hatte Christian einen kleinen Texthänger, an der Stelle wo Abronsius singt „Wovor diese Angst, vor wem, warum?“ Das hat er aber ganz cool überspielt, indem er angefangen hat zu husten. Die hohen Töne hat er super getroffen und auch sonst hat er ganz schnell gesungen und war trotzdem deutlich zu verstehen. Und sein Hüftkreisen ist sensationell! Ich fand es auch lustig zu beobachten, wie Sanne Tibor ihren Rettich hat aufheben lassen.
Die „Einladung zum Ball“ war gesanglich wunderbar, aber Stocki hätte noch ein wenig bedrohlicher sein können. Trotzdem, nachdem er sich ganz mysteriös Hokuspokus aus dem Staub gemacht hat, hat Lucy ganz verängstigt geschaut und aufgeregt um sich getastet. Und als Maciej ihr den Hintern versohlt hat, hat sie so toll geschrien und ihr Versprechen, nie wieder zu Baden, war auch sehr komisch. Und Martine hat ihr ganz mütterlich die Hand gehalten. Schlamassel! Schlamasseeeeel!
Die „roten Stiefel“ und „Stärker als wir sind“ fand ich super, vor allem wegen Kym! Das Gebet fand ich dann total ergreifend und als sich das Haus so gedreht hat und man gesehen hat, wie da unten all die Dorfbewohner mit ihren Kerzen rumstehen, hab ich ganz viel Gänsehaut bekommen. Und als Lucy „Macht nichts“ gerufen hat, hab ich ihre Stimme doppelt gehört, einmal übers Mikro verstärkt und einmal in echt, weil sie da genau vor mir stand.
Bei „Wusha Busha“ hat Martine auch ganz toll getrauert, hab ich ja oben schon geschrieben. Sie hat sich auch vor der Bahre auf den Boden fallen lassen und ich dachte, gleich rollt sie in den Orchestergraben!
Und dann kam Sanne mit ihrem großartigen „Tot zu sein ist komisch“ und sie hat das so geil gesungen – schade, dass das nahtlos in den Biss übergeht, sie hätten das so lösen müssen, dass das Lied abgeschlossen endet, damit Sanne ganz, ganz viel Applaus bekommt. Ihr „tadellooooooooos“ war … tadellos!
Bei „Durch die Wildnis zum Schloss“ hat auch ein Vampir vor mir gestanden, den konnte ich aber nicht zuordnen.
Als beim Finale 1. Akt Florian rauskam, hätte man meinen können, er sei Stockis Bruder, weil letzterer nicht sehr viel älter aussieht. Wie ist das eigentlich, wenn Vampire Kinder bekommen? Sind die dann auch direkt Vampire? Weil normal werden Vampire doch nie älter, oder? Dann müsste Herbert ja für immer ein Baby sein …
Stocki hat den Schlusston auch unheimlich lange gehalten, bevor er sein Tor geschlossen hat.
In der Pause bin ich dann direkt zum Merchandise-Stand, weil ich mir eine Besetzungsliste holen wollte. Und dann stand ich da und sah so den Stapel vor mir liegen und – dann habe ich mir doch tatsächlich zwei Stück geholt! Ich glaube, die anderen waren dann voll neidisch, als sie das gehört haben. Und weil ich dann schon mal dort stand, habe ich mir noch gleich das coole Poster mit Jan und Lucy geholt und hatte ganz viel Angst, dass die mir mit Absicht das doofe Kevin-Poster gegeben hat, weil ich mir zwei Listen geholt habe. Und dann habe ich gesagt, ich will noch so eine Vampir-Badeente und dann sagt die mir knallhart ins Gesicht, die wären ausverkauft! Die hat bestimmt nur gelogen und hatte noch ganz viele versteckt.
Und dann bin ich wie sonst auch immer die Treppen hochgelaufen, um auf die Ränge zu gehen und runter zugucken. Und dann bin ich raus auf den Balkon, um mich mal bei meinem Vater zu melden, der anderweitig die Zeit tot geschlagen hat. Und dann bin ich nochmal runter und wollte mich eigentlich noch sammeln, aber dann kam der doofe Gong und ich musste wieder auf meinen Platz und dann ging es auch irgendwann weiter mit Akt 2.
Auch wenn das jetzt voll langweilig ist, aber „Totale Finsternis“ war mein Highlight. Das war Lucys stärkstes Lied und sie hat wieder so toll geschaut!
„Carpe Noctem“ fand ich aber auch ganz, ganz, ganz toll. Wegen Kym! Und wegen Andrea! Und wegen dem ganzen Rest! Aber vor allem wegen Kym!
Und dann hat Tibor „Für Sarah“ gesungen und das war sooo schön!
Die Gruft-Szene war aber auch zum Schießen lustig! Hier fand ich Christian genial! Wie er gesprochen hat und überhaupt … Und „Geil zu sein ist komisch“ war auch super – Sanne ist total beschwipst rumgetorkelt!
Kann es sein, dass die Bücher-Kulisse seit Berlin nochmal einen Feinschliff bekommen hat? Die sah noch detaillierter aus, aber es kann sein, dass ich mich auch irre. Und Lucy in der Schlossbadewanne war wieder haaach!
„Wenn Liebe in dir ist“ fand ich toll, aber Florian hat es noch ein wenig an Biss gefehlt. Ich fand‘s aber cool, wie er Tibor genommen und dieser in Florians Armen durch die Luft geschwebt ist. Tibors Spiegelbild war übrigens Andrea, später im Ballsaal aber nicht mehr, weil er da ja im Ensemble gespielt hat.
Warum gehen Abronsius und Alfred denn nicht mehr auf den Zinnen entlang? Das war doch immer so cool!
„Ewigkeit“ war der Hammer! Ich liebe diese Szene, das ist ein richtig packender Musical-Moment.
Dann kam die „Gier“ und das war Stockis stärkstes Lied, weil er dort nicht böse sein muss und sich nicht hinter der Maske des bösen Grafen zu verstecken hat, sondern zeigen kann, dass er ja voll traurig ist – innere Zerrissenheit und all sowas. Dafür hat er auch stürmischen Applaus geerntet.
Was mir im „Tanzsaal“ eigentlich den meisten Spaß gemacht hat, war zu beobachten, wie Tibor und Christian bemüht waren, sich unter die Ballgäste zu mischen. Und dann hatte ich ein Déjà Vu. Lucy, ein wunderschönes Kleid tragend, befindet sich links oben auf der Bühne und fängt die Zuschauer allein mit ihrem Blick. In dieser Gegend hing sie auch immer in ihrer Bubble rum, nun stand sie auf einer Treppe. Als sie dann runterkam und Stocki sie gebissen hatte und das Orchester schön rockig gespielt hat und die Bühne blutrot beleuchtet war, hat mich eine Ganzkörper-Gänsehaut durchfahren.
„Durch die Wildnis 2“ fand ich doch ziemlich bescheiden im Vergleich zu Berlin – was ist denn mit den Wölfen passiert? Gibt es die jetzt gar nicht mehr? Das war doch immer das Beste! Schade!
Lucy als Vampir war dann auch voll drollig, sie hat so böse gesprochen – und Tiiiibooor! Außerdem hat Lucy genau auf mich gezeigt.
Beim Finale hat dann Andrea, als er gerade kam, genau vor mir gestanden und mich angesungen. Das fand ich voll cool. Überhaupt finde ich die Finalnummer aus den Vampiren eine der besten Musicalnummern überhaupt!
Die Stimmung war die ganze Show über eigentlich recht gut, gegen Ende hin war sie immer ausgelassener – es hat aber ein wenig gedauert, bis der Knoten geplatzt ist. Oft ist der Applaus auch von meiner Sitznachbarin ausgegangen, die als Erste geklatscht. Beim Schlussapplaus hat dann auch, soweit ich das mitbekommen habe, der ganze Saal gestanden.
So, und dann wars auch schon wieder vorbei. Schade, dass das immer nur so kurz geht. Eigentlich wollte ich nochmal an den Merchandise-Stand und fragen, wie viel denn ein Tibor kostet, aber bei der Verkaufstante war ich wegen der Sache mit den Besetzungslisten eh untendurch, also bin ich raus zu meinem Vater und wir sind direkt nach Hause.
Das Stück selbst war schon immer die Nummer Zwei in meiner ewigen Liste und wird es auch denke ich immer bleiben. Die Kürzungen, die man im Laufe der letzten Jahre vorgenommen hat, fand ich sehr schlüssig. Alles ist nun gestraffter und läuft flüssiger ab, dem Publikum wird es nicht langweilig. Auch dramaturgisch finde ich die überarbeitete Fassung sehr gelungen. Tanz der Vampire ist immer noch ein zum Zittern komisches Stück mit einer wunderbaren Musik, reifen Texten und einer sensationellen Choreografie, und der gestrige Nachmittag hat mir bewiesen, dass in Stuttgart auch eine Handvoll über die Maßen talentierter Zweitbesetzungen auf der Bühne stehen, und ich möchte unbedingt noch ein zweites Mal nach Stuttgart!