Beitragvon Gaefa » 11.11.2007, 20:49:11
Besser spät als nie. Falls noch jemand interessiert ist an meiner Meinung, hier mein Bericht!
Jekyll & Hyde, Bielefeld, 2.11.2007
Jekyll / Hyde: Veit Schäfermeier
Rein äußerlich passte er super in die Rolle des Arztes, aber auch die Kreatur des Hyde hat er sehr authentisch herübergebracht. Stimmlich konnte er mich von vorn bis hinten überzeugen. Ich mag seine Stimmfärbung sehr gerne und ich finde er hat einfach etwas Besonderes in seiner Stimme, wodurch er einen unglaublich hohen Wiedererkennungswert hat. Dies konnte man vor allem bei den Jekyll Liedern deutlich hören. Mit „Ich muss erfahrn“ hat er einen sehr schönen Start hingelegt. Sowohl die zarten und gefühlvollen, als auch die bestimmten Passagen sang er sehr überzeugend. Als er seine Forschungen vor dem Vorstand zum Ausdruck brachte, kam er sehr überzeugend rüber und es fiel auf, dass er von Anfang an alles sang, was in Tecklenburg nicht so gewesen war, aber durchaus sehr gut passte. Sein Zusammenspiel mit Lisa war gut. Auch mit Utterson hat er gut harmoniert und man hat durch das ganze Stück hindurch ihre Verbundenheit gemerkt. Als die beiden dann in der Roten Ratte waren, sah man Veit an wie ungern er an diesem Platz doch weilte. Sein Zusammenspiel mit Maricel war großartig und schon bei der ersten Begegnung merkte man die Zuneigung Jekylls zu Lucy. „Dies ist die Stunde“ war toll gesungen, wobei man seine Entschlossenheit in seiner Stimme eindeutig hörte. Er hat eine eigene und sehr schöne Version dieses Liedes gesungen, hat mir gut gefallen! Das Elixier hat er sich sehr glaubhaft initiiert, doch ich frag mich nach wie vor, warum es auf der Zunge brennt und einen bitteren Geschmack hat, wenn er es sich spritzt… Wie dem auch sei, die Verwandlung hat er wirklich glaubwürdig rübergebracht und man sah und hörte eindeutig, dass es nun nicht mehr Jekyll war. Neben der Tatsache, dass er nun seine Haare offen hatte, hielt er seine Arme sehr merkwürdig, etwas abgewinkelt, wie zu solch einer Kreatur durchaus passend. Nun sang und redete er auch unglaublich tief und bedrohlich. Des Weiteren fielen seine Notizen auf. Zuerst schrieb er sie ganz normal mit links, fein säuberlich in das Heft, als Jekyll. Als er dann Hyde war, schien ihm sein linker Arm, in den er sich das Elixier gespritzt hatte, nicht mehr zu gehorchen, denn er versuchte noch den Stift zu greifen, aber es gelang ihm nur mit der rechten Hand, mit der Hyde dann über das Papier kritzelte. Als Hyde sprangen einige Dämonen oder was auch immer um ihn herum, wobei das vor allem im ersten Akt so war, im zweiten er jedoch auch oft allein auftauchte. „Welch ein Gefühl lebendig zu sein“ war super von ihm gesungen, richtig tief. Zuvor steckte er noch das Labor in Brand, was mir auch neu war und sehr spektakulär aussah. Während des Liedes setzten er und seine dämonischen Helfer der armen Lucy ganz schön zu. Als er dann wieder Jekyll war, bemerkte man deutlich seine Veränderung, denn er hatte schon Züge von Hyde angenommen, so wie er anfing Pool anzuschreien. Als Lucy zu ihm kam, war er sichtlich geschockt, half ihr aber und wurde sich bewusst, was Hyde anstellte. Die folgenden Morde von Hyde waren grausam, wobei ihm der erste Mord von seinen Helfern abgenommen wurde. Im zweiten Akt brachte er den Jekyll sehr ängstlich und verschlossen gegenüber Lisa und John rüber, obwohl beide weiter zu ihm standen. Irgendwann saß Jekyll schon so auf dem Labortisch, wie Hyde es ebenfalls tat, wodurch er die fortschreitende Übernahme Jekylls andeutete. Das „gefährliche Spiel“ zusammen mit Maricel war super von beiden gesungen, auch wenn, wie sie am Schluss berichteten, eine Fermate eingebaut war und ein Einsatz sehr komisch war, aber man hatte nicht gemerkt, dass die unterschiedlichen Einsätze der beiden an einer Stelle nicht gewollt waren. Das Lied war sehr interessant gespielt von den beiden. Lucy entzog sich immer wieder Hyde und beide hatten eine gewisse Distanz zueinander, während sie sich immer wieder näherten und entfernten. Auch zum Schluss entfernten sie sich voneinander, was dem ganzen eine gewisse Distanz brachte. Dennoch kam das Lied toll rüber und beide harmonierten toll miteinander. Als Hyde sich John offenbarte, hatte Veit sowohl als Jekyll als auch als Hyde die Haare etwas komisch, nicht ganz zu, aber auch nur ein paar Strähnen vorne hingen herunter. Das fand ich etwas schade, dass das mit den Haaren nicht komplett durchgehalten wurde. Nach diesem Gespräch mit Utterson begann Jekyll die Konfrontation anzusingen, was mich ziemlich verwirrte, da er ja noch Lucy umbringen musste… Doch es blieb beim Ansingen und danach machte er sich tatsächlich auf den Weg zu Lucy. Der Mord an ihr und die Reprise von „Freundlichkeit, Zärtlichkeit“ waren grausam, brutal und einfach nur gnadenlos. Um das zu beschreiben, fehlen mir wirklich die richtigen Worte. Lucy tat einem so leid, während Hyde scheinbar vollster Freude auf sie einstach und in bedrohlichster Weise sang… Jetzt kam wirklich die Konfrontation und er hat sie absolut großartig gespielt und gesungen, größten Respekt dafür! Er hat den Kontrast sowohl gesanglich als auch darstellerisch unglaublich toll herübergebracht. Hätte man nicht gesehen, dass nur Veit singt, hätte man wirklich glauben können, dass zwei Leute singen, so überzeugend und kontrastreich hat er gesungen! Vom Schauspiel her hat er sich sehr viel auf dem Boden herumgewälzt und sichtlich mit sich gekämpft. Als Hyde hielt er seine Arme wieder so komisch, während er als Jekyll aufrechter saß, hockte oder auch mal stand. Er kämpfte scheinbar mit seinen eigenen Armen, der eine hielt den anderen Arm fest, so als sei er in sich gespalten, was super gespielt war, Respekt! Dadurch, dass er nicht nur stand, kam mehr Bewegung in die Konfrontation, was mir gut gefallen hat. Leider waren die Haare auch hierbei nur ganz wenig offen, was man hätte etwas anders machen und somit das Gespaltene noch besser hätte zeigen können. Aber das ändert nichts an Veits großartiger Leistung bei diesem Lied, den größten Respekt vor dieser Leistung, einfach nur genial!!! Bei der Hochzeit verwandelte er sich dann und mordete noch einmal, wobei er jetzt auch wieder seine Haare ganz offen hatte und das Haargummi auf der Bühne herumlag. Sein Tod war sehr überzeugend.
Anzumerken wäre noch, dass er irgendwann ein kurzes Lied oder Stück sang, das mit unbekannt war und hingegen „Die Welt ist völlig irr“ nicht gesungen wurde, was ich etwas schade fand.
Alles in Allem hat Veit diese facettenreiche Doppelrolle hervorragend verkörpert und ausgezeichnet gesungen, sowohl als Jekyll als auch Hyde, große klasse, Veit!!!
Lucy: Maricel
Sie war der ausschlaggebende Punkt, warum wir an diesem Tag diese Show sehen wollten, denn sie hatte ihre Premiere als Lucy in Bielefeld. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Wir ersehnten natürlich ihren ersten Auftritt, der ja recht lange auf sich warten ließ. Dann wurde sie jedoch von allen herbeigerufen mit lauten „Lucy“ Rufen. Sie kam auf die Bühne und ihr Kostüm war ein Kleid, das sollte es zumindest sein, das aus roten hängenden kordelähnlichen Fäden bestand. Ihre Perücke war nicht rot, sondern eher dunkelbraun bis schwarz, gelockt und hatte durch die längeren runterhängenden Zöpfe gewisse Ähnlichkeit mit der von Constanze aus Mozart. Es folgte also „Schafft die Männer ran“. Stimmlich hat sie das Lied super gemeistert, auch von der Performance her hat sie sehr gut mit den anderen Mädchen der Nacht harmoniert und es sah aus als wären sie alle ein eingespieltes Team. Sie hat ihre ganz eigene Interpretation des Liedes, was mir sehr gut gefällt. Sie hat an einigen Stellen variiert, was dem ganzen einen besonderen Touch gab. Trotz des krassen Textes gelang es Maricel das Lied recht anständig herüberzubringen. Sie band Veit sehr schön in ihre Performance ein und auch im folgenden Gespräch harmonierten die beiden toll. Er schaute nicht schlecht, als sie ihr Bein auf dem Tisch platzierte. Lustig fand ich die Aussage, dass das alles nur ihr Zeitvertreib zwischen zwei Engagements am Theater sei. Aufgefallen nach der Szene ist, dass sie die Visitenkarte, die Jekyll ihr gab, lesen konnte. Sie tat einem leid, als Spider sie so hart ran nahm. Das nächste Mal tauchte sie während „Welch ein Gefühl lebendig zu sein“ auf und traf demnach das erste Mal auf Hyde. In dieser Szene war sie von all seinen Dämonen umringt und alle zerrten und zogen an ihr. Dann stand sie zwischen all den Helfern von Hyde und er selbst stand hinter ihr, was schon sehr an das gefährliche Spiel erinnerte, so wie sie da standen und dann plötzlich sang sie genau dieses Lied an. Es war wunderschön gesungen, keine Frage, aber es verwirrte mich sehr, an dieser Stelle hatte das Lied doch nichts zu suchen… Und dem war auch nicht so, nach dem ersten Teil von Lucy ging „Welch ein Gefühl lebendig zu sein“ weiter und die arme Lucy wurde weiter von allen umringt und es wurde an ihr herumgezerrt, so dass sie letztendlich auf dem Boden unter Hyde lag und seine dämonischen Helfer scheinbar alles daran setzten Maricel in verschiedene Richtungen zu reißen, die arme. Man hörte ein paar Mal ein geschrieenes „Nein“ von ihr. Danach nahm sie nun das Angebot von Jekyll war und besuchte ihn zu Hause. Poole ließ sie herein und sie stellte sich in der gleichen Haltung neben ihn, bis sie bemerkte, dass sie hineingehen konnte. Nun hatte sie ein richtiges Kleid an. Sie war vollkommen erstaunt von den ganzen Büchern und dem Rest von Jekylls Wohnung, dass sie ein „Wooow“ ausstieß. Sie ließ sich dann auf einen Stuhl fallen, schreckte aber gleich wieder hoch, weil sie Jekyll sah, der sie dann verarztete. Sie stellte ganz richtig fest, dass Hyde ein Tier und kein Mensch ist. Dann begann sie „Freundlichkeit, Zärtlichkeit“ zu singen, was von ihr unglaublich schön ist. Obwohl es ziemlich hoch gesungen wird, passt es perfekt zu ihr, genauso „Jemand wie du“, einfach wunderschön von ihr gesungen. Beide Lieder offenbaren ihre wirklichen Gefühle, was man eindeutig in der Weise hört, wie Maricel dabei singt. Sie hat bei den Liedern so etwas Träumerisches und Kindliches in ihrer Stimme, was ein komplettes Gegenteil zu der Ernsthaftigkeit von „Schafft die Männer ran“ ist. Doch alle drei Lieder sind total schön und passen super zu Maricels Stimme. Die Tatsache, dass sie Jekyll küsst, zeigt, dass Lucy mehr Jekyll als Hyde zugetan ist. „In seinem Blick“ war total schön von ihr und Lisa gesungen und beide haben stimmlich recht gut harmoniert. Hierbei hat man Maricel jedes Wort abgenommen und sie war wieder so verträumt und hat geschwärmt. Als dann Hyde auftauchte, merkt man wieder, dass sie lieber Jekyll als Hyde gesehen hätte. Dann wird sie von Nellie gedrängt lieb zu Hyde zu sein, weshalb sie nun nicht mehr träumerisch singt, sondern es, wie bei Schafft sie Männer ran, eher ein Muss ist. Dennoch singt sie das Lied sehr gefühlvoll und sie harmoniert uneingeschränkt mit Veit als Hyde. Beide Stimmen passen sehr gut zusammen und man merkt auch, dass die beiden nicht zum ersten Mal zusammen gespielt haben, sie waren einfach klasse! Dann kam auch schon Lucys und somit Maricels letzte Szene. Gerade als sie sich bettfertig machte, tauchte Utterson mit dem Brief von Jekyll auf. Diesen konnte sie nicht lesen… Ihre Anfragen wo Jekyll sei, brachte sie sehr überzeugend an und man merkte wieder die Verbundenheit zu Jekyll. Dann kam noch ihr letztes Lied, welches ich total gerne von ihr mag: „Ein neues Leben“. Sie fing ganz sacht und mit Bedacht an und steigerte sich dann immer weiter und sang zuletzt mit richtig viel Power, aber dennoch sehr gefühlvoll. Ihre ganze Hoffnung spiegelte sich in ihrer Stimme wider und es war einfach großartig! Sie spielte währenddessen auch sehr schön und setzte sich z.B. so halb über den Rand des Bettes und ließ ihre Beine baumelten, was wieder das Verträumte zeigte und ihren Gesang unterstützte. Auch hier hat sie wieder ihren eigenen Stil das Lied zu singen und ich finde ihre Version einfach genial. Eines meiner Lieblingslieder von ihr! Ihren Tod kann man nicht in Worte fassen, so grausam war es, wie Hyde mit dem Messer auf sie einstach. Man konnte jedoch erkennen, dass unter ihrem weißen, dünnen Nachthemd ein Blutbeutel war, in den Veit dann hineingestochen hat, weshalb ihr ganzes Nachthemd blut rot wurde. Er hat sie so zugerichtet, dass das Blut sogar auf die Bühne kam und selbst als sie schon tot war und von der Bühne getragen worden war, noch zu sehen war. Während die umgebracht wurde, schrie sie verzweifelt und man konnte es fast nicht mit anschauen, so leid tat sie einem, es war echt grausam! Zum Schluss wurde ihr lebloser Körper noch einmal über die Bühne getragen, ein halbwegs würdiger Abschied.
Insgesamt hat sie eine großartige Show abgeliefert. Sie hat super toll gespielt und einfach wunderbar gesungen. Die Rolle der Lucy ist, meiner Meinung nach, wie geschaffen für Maricel! Einfach großartig, eine gelungene Premiere!
Lisa: Silvia Vicinelli
Auch sie war als Gast am Theater. Im ersten Akt fiel sie mir nicht besonders ins Auge, vor allem war sie sehr unscheinbar und ich hätte sie wohl nicht unter vielen Damen erkennen können. Beim Sprechen hatte sie einen niedlichen Akzent, wenn man sich mal daran gewöhnt hatte. Gesungen hat sie ganz gut, nicht zu hoch, sondern recht angenehm. Hierbei hörte man ihren Akzent dann auch nicht mehr. Schauspielerisch war im ersten Akt, so wie gesanglich nichts Besonderes. Sie spielte gut zusammen mit Veit und Sir Danvers. Dennoch kam sie mir anfangs einfach zu perfekt und glatt rüber, so dass sie meine Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken konnte, was neben Veit und Maricel auch sehr schwer war. Im zweiten Akt gefiel sie mir besser. Ihr Solo „Da war eins ein Traum“ war schön gesungen und sie nahm Jekyll dabei sehr zärtlich in den Arm. Auch das Duett mit Maricel „In seinem Blick“, wobei sie sich die Haare kämmte, war schön gesungen von ihr und kam überzeugend herüber. Auch die Hochzeit war gut gespielt von ihr und man nahm ihr ab, wie sie sich um ihren Bräutigam fürchtete. Das Schlusslied, bzw. die paar Zeilen waren auch schön gesungen von ihr, ein würdiger Abschluss.
Alles in allem war sie etwas unscheinbar inszeniert, hat ihre Sache aber gut gemacht, konnte mich allerdings nicht von sich begeistern, dennoch sehr solide Leistung von ihr.
John Utterson: Steffen Häuser
Im Prolog begann er ein Stück zu erzählen und schon da bemerkte ich, dass er einen s-Fehler hat. Das kam im weiteren Verlauf auch immer wieder hervor, was mich auch etwas störte. Man konnte ihn dadurch nicht immer gut verstehen. Dennoch sang er gut und hat mit Veit toll zusammengespielt. Man nahm ihm die Rolle des Anwalts und des Freundes Jekylls ab. Interessant fand ich, als er noch vor der ersten Verwandlung Jekylls mit diesem über den Hydepark redete, sehr amüsant. Er stand überzeugend zu Jekyll und wollte ihm glaubhaft helfen. Das Lied, das er mit Jekyll sowie Lisa und Sir Danvers sang (im englischen „His work and nothing more“) hat mir gut gefallen und er konnte sich Gehör verschaffen. Zum Schluss, als er Jekyll umbrachte, hätten vielleicht auch ein paar Schüsse weniger gereicht… Er hat uns mit seinen 5 oder 6 lauten Schüssen ganz schön aufgeschreckt.
Insgesamt hat er sowohl schauspielerisch als auch gesanglich eine solide Leistung erbracht.
Sir Danvers Carew: Eberhard Storz
Er hat mir nicht wirklich gefallen. Er wurde sehr unauffällig dargestellt und tauchte nur ab und zu mal auf, so dass er keinen wirklich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Die Rolle hat mir in Tecklenburg um einiges besser gefallen und war irgendwie auch eine tragendere. Gesanglich war er okay, nicht herausragend, aber auch nicht negativ aufgefallen. Schauspielerisch kann ich auch nichts kritisieren, solide Leistung. Den Vorsitzenden des Vorstandes hat er glaubhaft herübergebracht und kümmerte sich immer um Lisa, aber es war eben nichts Besonderes an seiner Verkörperung der Rolle.
Nellie / Lady Beaconsfield: Monika Mayer
Als Lady Beaconsfield war sie sehr extravagant und absolut keine Sympathieträgerin. Gesanglich war sie da sehr schrill. Sie hat jedoch gut mit den anderen Vorsitzenden zusammengespielt. Ihre Kleider waren recht auffällig und doch unter dem ganzen Ensemble nicht mehr herausstechend. Als Nellie hatte sie zum Schluss ein ähnliches Kleid an, so dass man das Gefühl hatte, dass nicht Nellie, sondern Lady Beaconsfield in der Roten Ratte war… Anfangs war Nellie schon anders dargestellt. Da „Mädchen der Nacht“ nicht gesungen wurde, fällt ein großer gesanglicher Part von Nellie weg, leider. Das einzige, was mit in Erinnerung geblieben ist, war der Tod von Lady Beaconsfield, denn sie hat sich unglaublich lange gewehrt, als Hyde sie erwürgen wollte. Komischer Weise kam irgendwann, während die erwürgt wurde, Applaus auf, wir haben uns nur bestürzt angeschaut, fand ich total daneben. Naja, sie hat sich letztendlich nicht erwürgen lassen und schnappte, als Hyde es schon aufgegeben hatte, nach Luft, woraufhin er ihr dann mit einem Schlenker der Hand das Genick brach…
Alles in Allem hätte man die Rollen äußerlich besser trennen müssen und beide waren mir nicht sonderlich sympathisch.
Simon Stride: Olaf Meyer
Ich mochte die Rolle noch nie wirklich und er konnte daran leider auch nichts daran ändern. Es ist einfach eine unsympathische Rolle und ich kann Stride nichts abgewinnen. Er ist fies und versucht alles gegen Jekyll zu unternehmen und will Lisa letztendlich selbst haben, was er auch rüberbringt, aber er ist für mich nicht Besonders und ich mag die Rolle an sich einfach nicht, weshalb ich nicht wirklich auf ihn geachtet hab. Mir ist nur aufgefallen, dass er am längsten am Leben bleibt und erst bei der Hochzeit von Hyde ermordet wird.
Spider / Lord Savage: Carlos H. Rivas
Hätte ich nicht auf die Besetzungsliste geschaut, wäre mir nicht aufgefallen, dass er eine Doppelrolle gespielt hat. Ich muss auch sagen, dass der Lord Savage mir nicht sonderlich aufgefallen ist und ich nichts zu ihm sagen kann. Spider hingegen ist auf jeden Fall aufgefallen in seinen Zuhälterklamotten und seiner Fiesheit. Er ist grausam mit den Mädchen aus der Roten Ratte umgegangen und sie taten einem dabei leid, wenn man gesehen hat wie er sie behandelt hat. Zum Beispiel auch Lucy, die unter ihm gelitten hat. Er hat den Spider gut gespielt und glaubhaft verkörpert, zu Lord Savage kann ich nur sagen, dass er zwischen dem Vorstand unter gegangen ist.
Poole: Ulrich Neuweiler
Er hat keine große Rolle, aber diese hat er überzeugend gespielt und passend verkörpert. Er hat gut mit Veit gespielt, auch wenn es nur ein paar Begegnungen waren. Lustig war wie er Lucy zu Jekyll brachte und sie ziemlich schräg ansah, als sie sich neben ihn stellte. Alles in Allem hat er seine Rolle gut gespielt, ich kann nichts an ihm aussetzen, hat mir gefallen.
Bischof von Basingstoke: Vincenzo Cassone
Er war auch einer der unsympathischen, wie eigentlich der ganze Vorstand. Seine ziemlich stattliche Erscheinung passte so halbwegs zu dem Bischof. Vor allem unsympathisch macht ihn die Szene, in der er ein Kind zurück zu Nellie bringt. Ein Bischof als Kinderschänder, schreckliche Realität, aber einfach nur abscheulich. Diesmal hatte er einen kleinen Jungen getroffen, wie es wohl üblich ist, wobei ich es mit einem Mädchen kannte. Egal wie, es ist einfach schrecklich, dieses Rollenprofil. Noch komischer inszeniert fand ich, dass er auf seiner eigenen Beerdigung leben herumgelaufen ist und gelacht hat… Sollte wohl sein Geist sein?!? Die anderen sind auch immer wieder nach ihrem Tod aufgestanden und herumgelaufen, sehr seltsam. Wie dem auch sei, seine Rolle gefällt mir absolut nicht, auch wenn er diese gut verkörpert hat.
General Lord Glossop: Lutz Laibe
Sir Archibald Proops: Krzysztof Gornowicz
Beide gehören zum Vorstand und sind keine Sympathieträger. Dadurch, dass der Vorstand nur recht kurz vorgestellt wird, alle recht gleich aussehen und wir ziemlich weit oben, hinten saßen, kann ich sie nicht auseinander halten oder etwas zu ihnen sagen. Sie sind mir nicht weiter aufgefallen.
Priester: Vladimir Lortkipanidze
Außer, dass ich Schwierigkeiten bekomme diesen und andere Namen von der Besetzungsliste zu übertragen, kann ich auch zu ihm nicht besonders viel sagen. Er hat die Beerdigungen abgehalten und tauchte immer mit den beiden Jungen an der Seite auf. Er sang ganz gut und spielte seinen kurzen Part solide. Sehr viel hab ich nicht auf ihn geachtet, aber er ist auch nicht negativ aufgefallen, also insgesamt eine solide Leistung.
Zu erwähnen wären noch die beiden Jungs, die bei der Verlobungsfeier immer mal wieder durch die Gäste gelaufen sind und scheinbar Fangen gespielt haben. Beide tauchten als Messdiener des Priesters wieder auf. Einer der beiden war auch ein Zeitungsjunge und durfte eine Zeile bei „Mörder“ singen. Der andere war der kleine „Julian“ vom Bischof und wehrte sich kräftig gegen diesen und Nellie. Beide haben ihre Sache ziemlich gut gemacht. Auch das restliche Ensemble war toll und alle haben gut gesungen und gespielt. Die Massenszenen mit den Reichen und Armen waren sehr schön gemacht. Bei Mörder hatten alle eine Zeitungsseite, die sie dann irgendwann haben fallen lassen, wobei die meisten wieder aufgehoben wurde, außer eine… auf der stand Veit drauf. Sie wurde dann später unauffällig von einer Dame aus dem Ensemble mit hinausgeschleift. Sehr clever gelöst. Alle aus dem Ensemble haben eine tolle Leistung erbracht.
Zum Publikum sei zu sagen, dass es wirklich gut drauf war. Da hab ich in großen Produktionen schon eindeutig schlechtere Zuschauer gehabt. Das mag auch daran gelegen haben, dass im ganzen Raum verteilt einige Fans von Maricel saßen. So gab es bei ihren Liedern immer besonders viel Applaus und Jubel aus allen Ecken des Theaters, was sie auch freudig zur Kenntnis nahm. Aber auch bei den anderen, vor allem Veit, wurde gejubelt. Es gab viel Zwischenapplaus und der Schlussapplaus hielt sehr lange an. Der Vorhang ging bestimmt drei Mal wieder hoch, weil immer noch geklatscht und gejubelt wurde. Vor allem Maricel und Veit, die die Show eindeutig getragen haben, bekamen viel Applaus!
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Inszenierung.
Ich fand es sehr schade, dass die beiden Lieder „Mädchen der Nacht“ und „Die Welt ist völlig irr“ gefehlt haben, denn beide sind sehr schön. Die Anspielungen in Form vom Ansingen von später kommenden Liedern fand ich schön, wenn auch im ersten Moment etwas verwirrend. Die Darstellung mancher Personen war etwas eigen und hatte zur Folge, dass einige nicht so sonderlich gut zu erkennen waren, da die meisten sehr ähnlich aussahen. So kam es auch dazu, dass Nellie nicht gut von Lady Beaconsfield unterschieden werden konnte. Die Darstellung des Labors hat mir besonders gut gefallen, aber auch die Rote Ratte war passend aufgebaut. Die Massenszenen waren recht beeindruckend, wobei man von oben sah, dass die Bühne hinten komplett frei war, aber von unten wirkte sie Bühne sicherlich sehr voll. Auch das restliche Bühnenbild wie in Jekylls Haus mit den Bildern und Büchern gefiel mir sehr gut. Auch das Krankenhaus zu Beginn war ganz schön dargestellt. Die Dämonen, die um Hyde herumschlichen, waren eine gute Idee und die Umsetzung im ersten Akt hat mir auch gefallen, nur im zweiten waren sie dann fast auf einen Schlag verschwunden, was ich etwas seltsam fand. Wie bei Jekyll schon angemerkt, hätte ich mir gewünscht, dass die Darstellung Jekyll und Hydes durch die Haare komplett durchgehalten würde, es war schade, dass es zwischenzeitlich nicht der Fall war. Gut hat mir gefallen, dass es eine sehr eigenständige Inszenierung war und es ziemlich viele Eigenheiten gab. Oft waren mir Sprüche oder Ansätze gar nicht bekannt und so kamen mir manche Sachen neu vor, auch wenn ich das Stück schon in Tecklenburg gesehen habe. Diese textlichen Änderungen haben mir gut gefallen.
Insgesamt fand ich die Inszenierung okay. Sie hat mich nicht vom Hocker gerissen, aber es waren sehr gute Ansätze dabei, die mir gefallen haben. Im Vergleich jedoch hat mir die Inszenierung in Tecklenburg besser gefallen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es ein toller Abend mit einer gelungenen Show war. Diese wurde vor allem von den beiden Hauptdarstellern und den Rollen des Jekyll/Hydes und der Lucy getragen. Beiden waren großartig und haben die restlichen Darsteller und Rollen leicht in den Schatten gestellt. Sie haben geglänzt und damit die Show zu einem besonderen Erlebnis werden lassen. Maricel und Veit waren die Highlights des Abends und ich bin froh die beiden in den Rollen erlebt haben zu dürfen, sie waren einfach große klasse!
Ein großes Dankeschön für den tollen Abend geht nicht nur an die beiden, sondern natürlich auch an Kitti, Erbe und Gaeska, es war schön mit euch diese Show erlebt zu haben!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~