So, nun sitze ich also zu Hause und höre die TdV-Gesamtaufnahme aus dem Ronacher. Ich habe sie schon lange gesucht und konnte sie in Stuttgart endlich erwerben. Der Stage-Preis von 29 Euro ist zwar wie immer jenseits von Gut und Böse, aber was macht man nicht alles....... Aber lassen wir das.
Die Karte für den Tanz habe ich schon lange zu Hause liegen, eigentlich schon, seit die Möglichkeit, Jan Ammann erleben zu dürfen. Dass ich aber noch einen zweiten Top-Star des Genres auf meiner Liste abhaken durfte, wusste ich erst, als ich deen Zettel mit der Tagescast in meinen Händen hielt. Wer es war? Wer wird denn so neugierig sein!!!!!
Jan Ammann sang also tatsächlich. Vorneweg: Jan spielt nicht Krollock. Er IST Krollock. Ich habe noch keinen Darsteller gesehen, der so sehr in seiner Rolle aufgeht. Der sie so sehr verkörpert wie Ammann an diesem Tag. Und wohl nicht nur mir ging ers so. Wohl das gesamte Publikum im fast ausverkauften Palladium war wohl dieser Meinung, was auch der Schlußapplaus bewies. Noch nie hatte ich einen Saal komplett und so schnell wie Dienstag stehen gesehen und ich denke, hätte einer der Zuschauer begonnen, auf die Sitze zu stehen, nicht wenige hätten es ihm nachgemacht.
Der Tanz war seinerzeit der Beginn meiner Musicalliebe, meine Einstiegsdroge gewissermaßen. In Berlin hatte ich ihn dann letztes Jahr um drei Tage verpasst, München schaffte ich terminlich nicht. Aber Stuttgart musste es sein. Und ich war überrascht. Das Bühnenbild erinnerte nur noch rudimentär an das mir bekannte. Oder war es, weil ich damals nur noch Karten für den Rang bekam. Diesmal saß ich vorne. Und dazu noch nur drei Plätze neben dem Gang. Wie wichtig das war, erfuhr ich dann später noch.
Das Musical begann dann mit den üblichen, mir bekannten Sequenzen. Allerdings hat man wohl an Knoblauch noch etwas gearbeitet. Mir kam es etwas intensiver vor als letztes Mal. Der erste Höhepunkt war dann der Auftritt von Sarah. Und nun lüfte ich das Geheimnis: Veronica Appedu ist für mich die Idealbesetzung dieser Rolle. Sie verkörpert die kindlkich-naive Art der Sarah, gepaart mit schüchterner, aber doch frecher Erotik, mit der Sarah alle Männer in ihrer Umgebung in ihren Bann zieht. Auch ihre Stimme hat das gewisse Etwas, das einer Sarah einfach innewohnen muss. Eine Top-Besetzung.
Über Jan Ammann zu schreiben, heißt eigentlich, Eulen nach Athen zu tragen. Ich erachte ihn als den mit Abstand besten deutschsprachigen Musical-Interpreten. Was er in dieser Vorstellung abgeliefert hat, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Ist er eigentlich ein Untoter? Ein Vampir? Wie ich schon schrieb, er geht in seiner Rolle vollkommen auf, so sehr, dass mir einige Male sogar ein leichter Schauer über den Rücken lief. Besser kann man nicht spielen, besser kann man auch seine Stimme nicht einsetzen. Gigantisch. Victor Petersen als Prof. Abronsius und Tom van der Ven als Alfred standen den beiden Top-Darstellern in keinem nach und auch sie rissen das Publikum immer wieder zu Beifallsstürmen hin.
Ein Teil des Geschehens spielt sich auch im Zuschauerraum ab. Auftritte und Abgänge von Darstellern folgen sich immer wieder. Ein gnz kleiner Lapsus, als eine der Vampir-Darstellerinnen beim schnellen Abgang fast stolperte, dis wurde aber vom Ensemble sehr professionell aufgefangen. Durch die teilweise Verlagerung in den Zuschauerraum hatte man auch immer wieder Gelegenheit, die wundervollen Vampir-Kostüme quasi aus nächster Nähe zu betrachten.
Lasst es mich so sagen: Ich liebe den Tanz schon seit langem, aber jetzt bin ich richtig süchtig danach geworden.
Auch die Darsteller und das Ensemble mussten gespürt haben, was sie gestern für ein Sahnestückchen abgeliefert haben. Man sah beim Schlußapplaus allenthalben glückliche Gesichter und die Darsteller waren überhaupt nicht von der Bühne zu bekommen.
Übrigens wird Jan Ammann im Juni von Thomas Borchert abgelöst. Er ist u.a. der Krollock aus der Ronacher-Aufnahme. Ich jedenfalls freue mich schon auf den November, wen ich den Tanz in Hamburg erleben darf.
Besetzung:
Graf von Krollock_ Jan Ammann
Sarah Veronica Appedu
Alfred Tom van der Ven
Prof. Abronsius: Victor Petersen
Chagal: Nicolas Tenerani
Magda Merel Zemann
Herbert: Sander van Wissen
Rebecca: Yvonne Köstler
Koukol Poalo Bianca
Tanzsolisten:
Nicola Trazzi, Csaba Nagy, Allessandra Bizarri
Gesangssolisten:
Michael Anzalone, Kirill Zolygin
Tanzensemble:
Joe Nolan, Stefasn Mosonyi, Nicola Trazzi, Veronica Enders, Katie Allday, Lynsey Reid, Nicole Ollio
Gesangsensemble:
Michael Anzalone, Gonzalo Campos, Pascal Höwing. Marina Maniglio, Astrid Gollob, Karolin Konert, Fleur Alders
Dirigent:
Boris Ritter