Gestern war ich bei "Musical meets Cathedral" in einer süßen, kleinen Kirche mit toller Atmosphäre.
Die Solisten des Abends waren Chris Murray, Elisabeth Hübert und Leon van Leeuwenberg.
Ich unterteile den Bericht jetzt einfach mal in Kategorien:
Songs:
Sehr gute Auswahl! Die Lieder aus dem ersten Teil passten sehr gut zum Thema Kirche. Eingeleitet wurde der Abend mit Songs aus "Children of Eden" und sollte die Entstehung der Welt symbolisieren. (Chris Murray: "Es wurde Licht!", gleichzeitig gehen bunte Lichter an, die den Altarraum anstrahlen.) Dann ging es weiter mit der Liebe. Ein besonderes Highlight: Elisabeth singt die deutsche Version von "On my own" aus Les Mis.
Der zweite Teil war weniger kirchenbezogen und hat vor allem die aktuellen und zukünftigen Projekte der Darsteller beinhaltet. Hier waren Lieder aus "Jekyll&Hyde", "Friedrich - Mythos und Tragödie", sowie "Tarzan" enthalten.
Unterhaltung:
Zwischen den einzelnen Songs hat Chris Murray meistens Anekdoten erzählt, wie er an den Song geraten ist und was er bedeuten soll. Hier wurden auch Texte der nicht-deutschsprachigen Lieder erklärt (englisch, niederländisch und italienisch). Elisabeth und Leon haben meistens nicht kommentiert und wenn dann nur witzige Zwischenbemerkungen. (Leon vergisst im Lied den Text. Später: "Tja, nach drei Monaten und -zig Aufführungen denkt man, man muss das Lied nicht mehr üben... Merkt man!". Elisabeth: "Irgendwie ist mir das Mikro zu hoch, ich nehme lieber das Mini-teil!")
Atmosphäre:
Absolut top! Mal was ganz anderes ohne riesige, ausgeschmückte Säle und Requisiten. Die Kirche war wirklich schön und diese nette, urige Stimmung passte wirklich toll zum Thema des Abends. Die bunte Beleuchtung passte auch super!
Musikalische Begleitung:
Der Pianist war sehr gut und hat sogar zu Beginn des zweiten Teils die Ouvertüre von "Sweeney Todd" auf der Orgel gespielt. Ich habe das große Orchester eines "normalen Musicals" keine Sekunde vermisst!
Außerdem war noch ein Musicalchor, bestehend aus drei Jungen und etwa 8 Mädchen, in einigen wenigen Stücken zur Unterstützung von Chris Murray, mit von der Partie. Es schienen sehr gute Stimmen unter ihnen zu sein, genau konnte ich das leider nicht beurteilen, da man sie so gut wie nicht gehört hat. Denn jedes Mal, wenn sie gesungen haben, hat auch Herr Murray gesungen und den Chor übertönt. Das fand ich sehr schade, sowohl für die Zuschauer, als auch für den Chor.
Die Solisten:
Chris Murray: Er erzählte zu Beginn des Abends, dass er dort schon einmal in der Weihnachtszeit aufgetreten und derartig beeindruckt war, dass er nun einen weiteren Abend organisiert hatte. Daher galt der Abend vor allem ihm und er hat auch einen Großteil der Lieder gesungen.
Stimmlich gesehen, war er der definitiv sehr gut, auch seine kleinen Geschichten zwischen den einzelnen Stücken waren gut. Allerdings fand ich persönlich, dass er sich zu sehr "selbstinszeniert" hat und daher leider nicht ganz so locker wie seine beiden Kollegen wirkte. Auch hatte er die lustigen, stimmungsvollen Lieder an Leon und die emotionalen an Elisabeth vergeben, daher blieben ihm nur die Songs, die nicht wirklich in meinem Gedächtnis blieben. Aber als Musicaldarsteller definitiv gut!
Elisabeth Hübert: Eigentlich war ich nur durch ihre Facebook Seite auf die Vorstellung aufmerksam geworden und eigentlich vor allem wegen ihr gekommen. Sie war zwar nur an fünf Songs, sowie den Zugaben, beteiligt, hat aber trotzdem mit jedem Lied gepunktet und sehr viel Applaus geerntet. "Dir gehört mein Herz" (Tarzan) und "Nur für mich" (Les Mis) waren definitiv Highlights und die kleinen Geschichten, die sie den Songs gewidmet hatte, passten auch sehr gut.
Stimmlich auf jeden Fall top und auch sonst kam sie sehr sympathisch rüber. ("Ihr seid heute bei einer Premiere dabei! Ich lerne klassischen Gesang seit ich neun bin, habe das aber noch nie auf einer Bühne gebraucht und nun singe ich heute zum ersten mal eine Arie. Für die, die kein italienisch sprechen - ich zum Beispiel, ich musste es mir auch übersetzen lassen: Ich spiele eine Frau, die gerne heiraten möchte -wir sind ja soooo verliebt- dazu aber kein Geld hat. Zum Glück ist ein reicher Bekannter von mir gestorben und hat viel Geld hinterlassen - nur leider nicht mir. Aber dafür habe ich ja meinen Papa, den der kann das Testament so drehen, dass ich doch noch Geld bekomme und in diesem Lied versuche ich ihn davon zu überzeugen. Mit allen Waffen, die eine Tochter hat. Ich werde dabei sehr emotional werden, also mit Sterben und so...")
Leon van Leeuwenberg: Ich muss zugeben, dass ich vorher noch nicht von ihm gehört hatte, aber schon nach dem ersten Song, habe ich das bereut. Er hat nicht nur eine sehr gute Stimme, sondern auch eindeutig schauspielerisches Talent. Er hat seine Lieder derartig lebendig gesungen, dass man sich ohne das Lied oder das Musical zu kennen, direkt in den Charakter hinein fühlen konnte.
Außerdem hatte er sämtliche fröhlichen Lieder des Abends abbekommen und fungierte praktisch als "Stimmungsmacher". Jedenfalls hat er mir als Darsteller sehr gut gefallen und ich würde mich freuen, ihn mal bei einer großen Produktion live zu erleben!
Nach der Show:
Man konnte im hinteren Teil der Kirche sowohl CDs der Darsteller als auch ein Poster des Abends kaufen. In der Pause zwischen den beiden Teilen, wurde dann auch bekannt gegeben, dass die drei Solisten am Ende dort für Autogramme bereit stehen würden.
Da sich alle direkt auf Chris gestürzt haben, hatte ich Elisabeth und Leon einige Minuten für mich. Hier kann ich nur sagen, dass beide unheimlich nett sind! Besonders Elisabeth, für die ich auch eigentlich gekommen war, stellte sich als sehr liebe, freundliche und lustige Person heraus.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich definitiv gelohnt hat auf den letzten Drücker noch Karten zu kaufen! Denn ich habe nicht nur etwas Gutes getan (Förderverein des zur Kirche gehörenden Klosters)
, sondern auch einen ganz besonderen Abend erlebt. Die drei Solisten haben gut harmoniert und sowohl Songauswahl, als auch Atmosphäre passten perfekt zusammen.Mein einziger Kritikpunkt: Der Chor wurde leider viel zu wenig mit einbezogen und an den meisten Stellen konnte ich nicht verstehen, was sie gesungen haben. Es wäre ratsam gewesen, sie wenigstens Teile alleine singen zu lassen, beziehungsweise das Mikrofon näher an die Sänger/innen heran zustellen.
Ich hoffe mein langer Bericht hat euch nicht gelangweilt und ihr könnt euch den Abend wenigstens grob vorstellen.
Über eure Meinung würde ich mich sehr freuen! 
Muss echt ´ne schöne, interessante Stimmung sein in einer Kirche.
