Singin' in the Rain (21.09.2011 Kammerspiele)
Einmal mehr setzen die Wiener Kammerspiele auf das Genre Musical. Diesmal in Form des Klassikers Singin’ in the Rain unter der Regie von Werner Sobotka. Das Stück spielt am Ende der Stummfilmära, als sich der Tonfilm rasch durchzusetzen beginnt und die Schauspieler sich auf einmal ganz neuen Herausforderungen gegenüber sehen. So geht es auch dem großen Leinwandtraumpaar Don Lockwood und Lina Lamont, denn die quietschig hohe Stimme der blonden Diva ist für den Tonfilm völlig ungeeignet (und erst recht für ein Filmmusical). Don überredet also seine Freundin Kathy Selden, eine bisher wenig erfolgreiche Bühnenschauspielerin, Lina zu synchronisieren, bei der selbst jegliches Sprechtraining erfolglos bleibt. In ihrer Eifersucht zwingt diese den Produzenten dazu den Namen der Rivalin aus dem Vorspann zu streichen, damit die Zuseher nicht erfahren, dass ihr Idol nicht selbst singt und spricht. Als Lina am Ende bei der Premiere des Films König der Tänzer versucht eine Rede zu halten, fliegt alles auf und Kathy darf ihren wohlverdienten Erfolg abholen. Mit dabei ist auch Dons bester Freund, der schräge Musiker Cosmo Brown, dessen Eingebung es zu verdanken ist, dass aus der ursprünglichen Katastrophe der umjubelte Musicalfilm wird.
Besetzung
Don Lockwood – Gaines Hall
Lina Lamont – Jennifer Kossina
Kathy Selden – Nina Weiß
Cosmo Brown – Ramesh Nair
R.F. Simpson – Thomas Weissengruber
Dora Bailey / Miss Dinsmore – Katharina Dorian
Roscoe Dexter – Ronnie Veró Wagner
Zelda Zanders – Jennifer Pöll
Sid Phillips – Oliver Liebl
Wieder einmal haben die Kammerspiele unter Beweis gestellt, dass Musicals auch auf Bühnen funktionieren, die sich großteils dem Sprechtheater widmen. Es ist schön, dass man abseits der großen Musicalbühnen auch noch die Klassiker erleben kann, deren Melodien man sicher schon gehört hat. Die farbenfrohe Inszenierung weiß auf der ganzen Linie zu überzeugen. Es regnet bei der wohlbekannten titelgebenden Szene sogar wirklich, sodass die folgende Pause fürs Bühne trocken wischen gut genutzt ist. Die Rollen sind hervorragend besetzt. Hochachtung verdient vor allem Jennifer Kossina, die die ganze Zeit über Linas hohem Quietschen treu bleiben muss, gepaart mit deren kratzbürstigem dümmlichem Benehmen. Hinreißend ist auch die stepptanzreiche Choreographie von Ramesh Nair, der diesmal auch vor dem Vorhang sein Talent zeigen kann. Nina Weiß, die ich zuvor schon in Les Misérables gesehen habe, gibt eine quirlige sympathische Kathy. Ich mag ihre Stimme sehr.
Während die oftmals sehr bekannten Lieder in ihrer Originalsprache verbleiben, sind die Dialoge eingedeutscht. Ich habe bei anderer Gelegenheit schon erlebt, dass letzteres völlig sinnfrei war, weil die Darsteller aufgrund von starkem Akzent kaum zu verstehen waren (so passiert bei Grease in der Stadthalle), aber hier ist das freilich nicht der Fall. Die meisten sind ja nationale Künstler und die, die es nicht sind, etwa der Amerikaner Gaines Hall, sprechen akzentfrei deutsch. Es herrscht demnach perfekte Harmonie zwischen Gesang und gesprochenem Text. Mich persönlich hätte es nicht gestört das Stück komplett zu sehen, aber ich nehme an für einige Zuseher waren die übersetzten Dialoge schon hilfreich. Kurzum ein gelungener Theaterabend, bei dem man am Heimweg noch die eine oder andere Melodie im Kopf hat. Ich werde mir in den Kammerspielen sicher wieder ein Musical ansehen.