Stuttgart, 6.1.2010 – 18:30 Uhr
Willemijns letzte Vorstellung in Stuttgart
Mein großer Wunsch, bei Willemijns Dernière dabei zu sein, wurde mir erfüllt. Und um das miterleben zu können, war ich bereit, so einiges auf mich zu nehmen. Dass ich meine Wicked Tickets aus eigener Tasche bezahle, scheint ja wohl schon Gang und Gebe geworden zu sein, diesmal aber gab es etwas, das meine Vorfreude ein wenig trübte: Drei Heilige Könige ist in Rheinland-Pfalz kein Feiertag und ausgerechnet an diesem Tag ging bei uns die Schule wieder los. Das war mal was ganz Neues: Mittwochmorgens in die Schule, mittags ab nach Stuttgart, abends ins Theater, danach wieder nachhause und am andern Tag morgens wieder in die Schule. Aber das war es auf jeden Fall wert und ich bin so dankbar, dass ich an dieser außergewöhnlichen Vorstellung teilhaben durfte.
Vor der Show sind wir noch kurz an die StageDoor, weil ich mir gerne mal das Banner ansehen wollte, zumal wir nach der Show direkt wieder heim mussten. Sehr schön, Willemijn hat sich bestimmt gefreut!
Hach, war das ein tolles Gefühl, wieder im Theater zu sein! So dumm das für einige auch klingen mag, aber das war wie ein „Nachhause-Kommen, nachdem man für längere Zeit fort war“. Aber ein paar von euch werden mich da sicher verstehen, oder?
Gebucht haben wir erst vor gut einem Monat, da ich zuerst meine Eltern davon überzeugen musste, wie wichtig das für mich ist. Dementsprechend gab es auch keine Plätze mehr in den ersten Reihen. Wir haben dann die beiden Plätze, die am nächsten zu der Bühne waren, genommen. Ich saß im Parkett links Reihe 12. Eigentlich hatte ich Platz 17, bin dann aber drei Plätze weiter nach links gerückt, damit ein paar Freundinnen, die zusammengehörten, nebeneinander sitzen konnten. Für mich hat sich daran kaum etwas geändert, und wie würde Galinda in meinem Fall so schön sagen? „Drum – hier, mein gutes Herz drängt mich dazu!“ Wobei, Galinda hätte sicher auf ihren Platz bestanden … Meine Tante, die mit mir reinging und die Show zum ersten Mal sah, saß in Reihe 13, direkt hinter mir. So konnten wir uns doch beim Applaus zwischen den Szenen immer mal wieder was zuraunen.
Die Plätze waren viel besser, als ich es erwartet hätte. Eigentlich hätte ich Reihe 12 noch weiter hinten zugeordnet, aber da ich das letzte Mal so weit vorne saß, kam es mir wahrscheinlich damals so weit von der Bühne entfernt vor. Aber das Opernglas, welches ich aus lauter Panik am Vorabend eingesteckt hatte, kam gar nicht zum Einsatz, die Gesichtsausdrücke konnte ich von meinem Platz aus noch problemlos erkennen. Zwar ist das natürlich kein so intensives Erlebnis wie aus den vorderen Reihen, aber ich war froh, überhaupt dabei gewesen zu sein. Das ist sehr löblich von mir, nicht?
Willemijns Leistung gestern war sensationell! Sie hat wirklich alles aus der Rolle rausgeholt und sie war sogar noch stärker als bei meinem letzten Besuch, auch wenn ich vorher gedacht hätte, dass das überhaupt möglich ist! Was soll ich zu ihr denn noch großartig sagen? Wie in meinem letzten Bericht schon erwähnt, ist diese Frau für mich eine Göttin. Ich habe bisher in keinem Stück eine Darstellerin gesehen, die ihrer Rolle auch nur annähernd so viel Profil verliehen hat, von ihrer Mimik können sich so einige eine Scheibe abschneiden, ihr Schauspiel ist phänomenal – und für ihren Gesang finde ich schon gar keine Worte mehr! Meiner Meinung nach ist sie die Idealverkörperung der Elphaba und ich finde, eine bessere hätten sie für die deutschsprachige Produktion nicht verpflichten können. Darüber hinaus ist sie auch ein wundervoller Mensch mit einem großen Herz!
Der heimliche Star war gestern Lucy. Bei meinem vorherigen Besuch hatte sie eine etwas schwache Show, aber gestern das war die Lucy, die ich liebe! In den Dialogen war sie diesmal deutlich zu verstehen, sie hat unheimlich niedlich gesprochen, gesanglich war sie gewohnt stark und sicher. Ihr ist der Abschied von Willemijn sicher auch nicht leicht gefallen und sie hat dazu beigetragen, dass der Abend etwas ganz Besonderes war!
Matthias war gestern ein bisschen unscheinbar. Wahrscheinlich sind die meisten Nebendarsteller neben Willemijn und Lucy ein wenig untergegangen, aber ich war nicht allzu sehr auf die beiden fixiert und dafür war er schon ein wenig blass. Aber um ehrlich zu sein, kann ich mit ihm als Fiyero generell nicht viel anfangen. Zwar ist die Figur mit ihm rollendeckend besetzt, aber seine Leistung empfand ich nicht als überdurchschnittlich gut.
Als ich am Vorabend gelesen habe, dass Possi den Zauberer spielt, habe ich mich schon tierisch gefreut. Carlo ist meiner Meinung nach eine Fehlbesetzung in der Rolle und ich habe schon bei meinen letzten beiden Besuchen auf jemand anderen gehofft. Hinzu kommt, dass ich Possi sowieso klasse finde und ihn um seine Wandlungsfähigkeit bewundere. Ein Wort: Wundervoll! Das war mal ein Zauberer! Seit gestern mein absoluter Liebling in der Rolle.
Barbara lieferte eine solide Leistung ab, spielte aber ein wenig eintönig. Ihre Hetzrede hat mir gut gefallen. Ich hätte mir aber auch in dieser Rolle mal ein wenig Abwechslung gewünscht.
Janine habe ich gestern zum ersten Mal als Nessa gesehen. Sie hat die richtige Statur für die Rolle, sie ist so zierlich und dünn. Allerdings hat sie eine etwas befremdliche Aussprache, mich wundert es, woher das kommt, immerhin ist sie ja eine gebürtige Deutsche. Leider hat sie sich aber von vielen ihrer Kollegen an die Wand spielen lassen. Eine Wandlung war für mich nicht feststellbar, die innere Zerrissenheit der Figur kam bei mir nicht an.
Nur ein Darsteller schneidet in meiner Gesamtwertung noch schlechter ab: Stephan als Moq. Das einzige, was ich an ihm gut finde, ist seine Körpergröße, aber ansonsten ist er sehr blass geblieben. Stefan Stara hat mir damals viel besser gefallen, ich vermisse ihn schon ein wenig …
Da Possi ja gestern Zauberer war, hat Petter den Frex gespielt. Er hat mir sehr gut gefallen, dafür dass die Rolle so klein war. Ich wäre ja dafür, dass er diese Ensembleposition bekommt und Possi zur Erstbesetzung Zauberer aufsteigt, dann sind beide Rollen hervorragend besetzt und nicht nur eine!
Bevor es los ging, gab es leider keine Ansage à la: „Mit der heutigen Vorstellung verabschieden wir Willemijn Verkaik aus unserem Ensemble …“ Es wurde aber nur gesagt, dass die Vorstellung von Klaus Wilhelm dirigiert wird, bevor es hieß: „Willkommen im Zauberland Oz!“
Den ersten Zwischenapplaus gab es, als Lucy in der Bubble runterkam. Da wusste ich schon, das würde keine Show werden wie jede andere. Das wurde mir bestätigt, als das Publikum nach „Keiner weint um Hexen“ in Beifall ausbrach. Und die, die zum ersten Mal in der Show waren oder zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass Willemijn ihre letzte Show in Stuttgart hat, haben sich auch schnell von der guten Stimmung anstecken lassen.
Als Willemijn dann beim „Guten alten G.L.I.Z.Z.“ raus auf die Bühne kam, ist das Publikum total abgegangen, ich habe schon geglaubt, der Jubel hört gar nicht mehr auf. Den hat sie sich auch verdient!
Bei der Zimmereinteilung, nachdem Galinda sagt: „Für mich ist bereits eine Privatsuite reserviert.“, wenn die anderen sich dann ganz aufgeregt unterhalten, hat Lucy ganz laut einen hohen Ton gesungen, ganz à la Kristin Chenoweth, und sofort verstummten alle.
„Der Zauberer und ich“ war genial, wie man es auch nicht anders kennt von Willemijn. Bei dem Schlusston hat sie einen kleinen Riff eingebaut und mir kam es vor, als habe sie ihn noch länger gehalten als sonst. Wahnsinn, wie man solche Töne raushauen kann!
„Was fühl ich in mir“ war so unvorstellbar lustig! Die beiden sind mit ihren Köpfen ganz nah aneinander, fast hätten sie sich berührt, dieser hasserfüllte Blick, und dass Elphie und Galinda und Gesang und Bewegungen so synchron sind, das habe ich noch nie gesehen. Wenn sie nach „Grauen“ den Kopf zum Zuschauerraum drehen, man hätte meinen können, der einen stünde ihr Spiegelbild gegenüber. „Deine Kluft!“ hat Lucy total lustig betont, das war zum Schießen, und nach „unsympathisch“ hat sie ein Geräusch von sich gegeben, das klang mehr nach einem Vogel als nach einem Mensch, und hat ihr den Spiegel dabei vor der Nase zugeschlagen. Hach, war das herrlich!
Michael hat gestern vor „Nichts ist mehr geheuer“ bestimmt das halbe Papier gegessen, ich dachte schon, er kann gar nicht mehr nachlassen!
Bei „Tanz durch die Welt“, nach Moqs „Da hinten liegt der Geschichtssaal!“, hat Lucy so stark an Matthias gezerrt, dass ich schon dachte, Stephan fliegt irgendwo hinter die Kulissen.
Das erste Mal, wo es dann so richtig emotional wurde, war in der Ozkothek, wenn Galinda und Elphie tanzen. Es war so still im Saal, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Lucy hat so lieb geschaut dabei, ich glaube wenn ich weiter vorne gewesen wäre, wo man jedes Wimpernzucken wahrnehmen kann, dann hätte ich auch schon zu den Taschentüchern greifen müssen.
Eines der absoluten Highlights war dann „Heißgeliebt“!
Ich habe Tränen gelacht, und es ging nicht nur mir so. Ich musste mich schon wirklich beherrschen, dass ich nicht ganz laut lospruste, aber es haben viele sehr herzhaft gelacht. Lucy hatte totalen Spaß am Spielen, nach „Für dich beginnt jetzt ein vollkommen neues Leben!“ hat sie Willemijn an den Händen genommen und hat sich mit ihr gedreht, ich glaube, der armen Willemijn war danach ein wenig schwindelig. Um ihr WuschWusch zu machen, ist Willemijn dann aufgestanden. Nachdem bei dem zweiten Anlauf immer noch kein Erfolg bei Elphie zu vermerken war, sagte Lucy: „Elphie, irgendwie verstehst du das jetzt nicht so ganz!“ Aber wie sie das gesagt hat! Überhaupt, wie sie gesprochen hat! So richtig treu doof! Was danach kam, damit hat sicher keiner gerechnet. Und ich habe selten so gelacht! Lucy sagte: „Ich glaube, es wird Zeit für das ultimative Galindasche ‚Do it yourself WuschWusch-Buch – WuschWusch verstehen und leben für Elphie‘! Die nächsten zwei Minuten waren der Stimmungshöhepunkt, beinahe nach jedem Satz gab es Applaus. Lucy las aus ihrem Buch vor, das sechs Punkte erhielt, darunter „Wo macht man ein WuschWusch? – Überall da natürlich, wo die meisten Zuschauer sind!“ oder „Wie machst du ein perfektes WuschWusch? – Natürlich ganz abhängig von deiner jeweiligen Laune, pass dabei aber gut auf, dass du dir nicht den Hals verrenkst!“ Meine beiden Lieblingspunkte waren zum einen „Was bewirkt ein WuschWusch? – Alle sind sofort in dich verzaubert, genauso wie ich sofort in dich verzaubert war!“ und natürlich der letzte Punkt „Wann machst du ein WuschWusch? – Immer dann, wenn du an mich denken musst!“ Das war so schön und danach haben die beiden sich erst einmal eine ganze Weile umarmt, während das Publikum getobt hat! Dann hat Lucy noch gesagt: „Hast du das jetzt verstanden?“ Willemijn hat genickt, Lucy aber: „Hm, ich glaube nicht. Du kannst das ja noch ein bisschen üben!“ Dann hat sie ihr das Büchlein überreicht. Ich fand das so süß von Lucy! Die nächste Abschieds-Aktion ließ nicht lange auf sich warten. Letzte Stunde bei Dr. Dillamonth. Dort sagt er ja: „Bleibt nur, Ihnen zu danken. Für Ihre rege Mitarbeit, ihre Aufsätze – hatten sie ihr Thema noch so verfehlt“, dann bückte sich Michael zu seiner Tasche und zog einen Blumenstrauß hervor, „und von Ihnen, Fräulein Elphaba, fällt mir der Abschied besonders schwer!“ Die Blumen bekam Willemijn, die ganz gerührt war, in die Hände gedrückt. Als Dillamonth dann abgeführt wurde, rief er, in diesem verzweifelten Tonfall: „Geben Sie mir die Blumen, ich stelle sie ins Wasser!“
Was ansonsten noch erwähnenswert war in der ersten Hälfte: Ich fand Possi‘s „Seelenvollen Mann“ zum Niederknien schön, dabei lässt mich das Lied von Carlo gesungen immer total kalt.
Und dann kam es – „Frei und schwerelos“! Von weiter hinten genauso beeindruckend! Und wow – Willemijn habe ich so noch nie Singen gehört! Bei „Ich wünsch dir alles Glück der Welt und eine Freundschaft, die hält!“ hat man richtig gemerkt, dass es von Herzen kommt!
Bei dem „Mich sucht ihr! Miiiiiich!“ hat es mich auf einmal gepackt und ich hatte ruckartig am ganzen Körper Gänsehaut! Das Beste war der Schlusston! Den liebe ich sowieso immer bei ihr, weil er, so wie sie ihn singt, eine Eigenkreation ist, auch hier hat sie wieder einen Riff eingebaut und sofort, als das Licht ausgegangen ist, brach im Publikum ein tosender Beifall aus!
Pause. Ich bin wirklich in Stuttgart. Ich bin dabei. Wow! Es ist so toll! Jetzt wollte ich zusehen, dass ich so schnell wie möglich nach oben auf die Terrasse komme, um auch noch ein Knicklicht und eine Nelke zu bekommen. Auf dem Weg hoch hatte ich Gelegenheit, mit meiner Tante zu reden, der es auch bis dahin schon super gefallen hat, vor allem „Frei und schwerelos“. Ich habe sie ja schon „vorgewarnt“, dass sie keine normale Show erwarten würde, aber sie hat das nicht gestört – im Gegenteil, sie sagte, für sie sei das mal ein Erlebnis.
Oben war es gar nicht so kalt, wie ich eigentlich dachte. Es ist schon ziemlich chaotisch abgelaufen, aber Maike hat das super hinbekommen! Ich war auch froh, dass ich ein grünes Licht und eine weiße Nelke erwischt hatte. Dann sind wir nochmal rein und auch kurz hoch auf den Rang, um mal zu schauen, wie man von dort aus sieht. Ich finde, im Palladium hat man eigentlich von überall eine gute Sicht!
Wieder drinnen, habe ich mich mit der Nelke in der einen und dem Knicklicht in der anderen Hand wieder auf meinen Platz gesetzt. Meine Sitznachbarin, die übrigens sehr freundlich war, vielleicht auch, weil sie so mit ihren Freundinnen zusammensitzen konnte, meinte: „Ah, ein Knicklicht!“ – Ich: „Ja … Muss ich das dann einfach durchknicken?“ – Sie: „Ja, einfach kräftig knicken!“ – Ihre Freundin: „Wie, knicken?“ – Ich: „Nicht die Blume, das Licht!“
Bevor es weiterging, kam eine Durchsage: „Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund einer Besetzungsänderung sehen Sie im 2. Akt …“
Ich glaube, in dem Moment waren alle total geschockt. Ich hatte auch Angst: Bitte nicht Lucy! Bitte nicht Possi! BITTE NICHT WILLEMIJN! „… in der Rolle des Chistery Alessandro Cococcia.“ Haaaach, aufatmen! Falscher Alarm, ein Äffchen wird umbesetzt … Und dann ging es weiter mit dem zweiten Akt. Dort werde ich jetzt nicht mehr so ausführlich auf alles eingehen, in erster Linie, weil ich noch jede Menge Hausaufgaben für morgen zu machen habe … „Wundervoll“ hat Possi ganz toll gesungen, scheinbar lag es immer an Carlo, dass ich die Lieder des Zauberers früher nicht mochte. Der „Cat Fight“ war total geil, es gab zwar nichts „Außerplanmäßiges“, aber die zwei haben sich richtig ins Zeug gelegt. „Gutes tun“ war der absolute Wahnsinn, ein letztes Mal hat sie mein Lieblingslied aus Wicked auf dieser Bühne gesungen!
„Wie ich bin“ war dann unheimlich traurig! Das hatte schon etwas von Magie, als auf einmal die ganzen Knicklichter angegangen sind. Die leuchten einfach so toll im Dunkeln! Bei der Szene hätte ich, einfach um die Mimik noch feiner erkennen zu können, gern ein Stück weiter vorne gesessen, aber dann hätte ich mich umdrehen müssen, um die vielen Knicklichter zu sehen! Die Leute um mich herum haben übrigens im ersten Moment ganz verwundert geschaut. Aber das Lied war in der Situation, in der Willemijn und Lucy waren, auch so treffend, ganz viele Sachen lassen sich ja auf ihr echtes Leben übertragen, so etwas wie „Du lebst in mir, ich hab so viel gelernt von dir“ oder „Und was in meinem Buch des Lebens stand, wird umgeschrieben, neu erzählt, nur weil ich dich fand“, ach eigentlich das ganze Lied! Da musste ich schon mit den Tränen kämpfen! Und bei der Umarmung danach wollte Lucy Willemijn gar nicht mehr loslassen.
Das „Seelenvoller Mann“-Reprise war genauso traurig, auch wenn es nur zwei Zeilen waren, die Possi gesungen hat. Leider war ich nicht nah genug dran, um es genau zu sehen, aber man hat an seiner Stimme gehört, dass er weinte. Entweder war es gespielt, dann aber verdammt gut, oder es hat ihn in dem Moment wirklich total überwältigt!
Der emotionalste Moment war aber die Überraschung beim Finale. Die Zeile „Du warst da, darum hab ich mich verändert“ hat Lucy auf Holländisch gesungen. Ich dachte im ersten Moment: „Huch, was ist denn jetzt los?“, habe aber schon nach drei oder vier Worten registriert, was Sache war. Dafür gab’s natürlich auch wieder Applaus und Willemijn war auch ganz gerührt.
Etwas, das ich leider nicht mitbekommen habe, weil ich dafür nicht weit genug vorne war: Roberta hat sich in den letzten paar Szenen noch unters Ensemble gemischt. Das find ich auch so lieb von ihr! Ich freue mich auch schon darauf, sie als Elphaba Ende Januar bei der Dernière zu sehen.
Beim Schlussapplaus hat schlagartig der ganze Saal gestanden. Wir, also die mit den Nelken, sind alle direkt nach vorne in die Mittelgänge, aber da ich wohl einer von denen mit dem weitesten Weg war, war ich weiter hinten, aber trotzdem so nah dran! Auf dem Wag hat mir eine Frau übrigens noch eine rosa Nelke zum Werfen in die Hand gedrückt. Es gab auch Leute, die andere Blumen hatten, auch für die restliche Besetzung. Possi hat eine rote bekommen, die hat ihn genau getroffen, er hat sie sich auf jeden Fall verdient. Lucy hat auch, vollkommen zu Recht, ein paar erhalten. Es haben auch schon ein paar direkt bei Willemijn geworfen. Dann ging der Vorhang runter und wieder hoch und Lucy und Willemijn standen allein da. Nachdem Lucy sich verbeugt hatte, wurden dann die ganzen Nelken nach vorne geworfen. Zwar kam ich nicht weiter vor zum Werfen, habe aber Oz sei Dank die Bühne getroffen. Willemijn war ganz gerührt, hat immer wieder „Danke!“ ins Publikum gerufen, hat Luftküsse gegeben. Ich bin so froh, dass uns ihr Abschied geglückt ist! Beim Schlussapplaus war die Stimmung auch bombastisch!
Danach kam noch ein Herr auf die Bühne, ich meine es sei der Leiter des Palladium Theaters gewesen. Er hat noch eine sehr ergreifende Laudatio gehalten, hat Willemijns einzigartiges Können gelobt und gesagt, dass sie so sehr geschätzt werde, weil sie ein ganz großes Herz habe. Ihr Abschied würde einen großen Verlust für das Theater darstellen und bedeute eine große Lücke im Team. So ungefähr. Dann hat Willemijn noch einen Blumenstrauß überreicht bekommen.
Ich bin glaube ich noch nie so überwältigt aus dem Theater gekommen. Von allen Seiten hörte ich: „Wow, die beste Show, die ich je gesehen habe!“ – „Dass es so großartig wird, hätte ich nie geglaubt!“ – „Lucys Heißgeliebt war doch mal übelst geil, oder?“ Jaja, wie sprachen die mir alle aus der Seele!
StageDoor kam für uns gestern nicht in Frage, immerhin musste ich ja am andern Tag wieder in die Schule. Und das war echt hart heute Morgen – aber – hey, ich hab‘s überlebt!
Und ich bin so froh, dass ich dabei sein durfte, dankbar, dass meine Eltern zugestimmt haben und mein Vater uns gefahren hat, überwältigt von der Vorstellung und dem Publikum. Ich freue mich nun schon tierisch auf die Dernière, die auch schon immer näher rückt, und ich bin mir sicher, dass ich von dieser schönen Zeit sehr viel mitnehmen werde. Davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen.
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Bei dem Wickedbesuch davor habe ich für PK1 auch das Ticket für meinen Vater mitbezahlt. Youngticket hatte ich noch nie, da wir die Karten nicht an der Abendkasse kaufen können und bei der Hotline wissen die wohl nichts von der Aktion ... 
