Beitragvon Musical Arts » 03.04.2015, 00:40:14
Hallo Julilepapillon,
vorab möchte ich eines gleich klarstellen: Ich spreche für eine private Schule, die in der Trägerschaft eines gemeinnützigen Vereins ist. Wir haben den Anspruch, eine Ausbildung anzubieten, die der an staatlichen Schulen möglichst gleichwertig ist. Da wir als gemeinnütziger Träger keinen Gewinn erwirtschaften müssen und da bei uns vieles ehrenamtlich gemacht wird (gestern habe ich mit einigen anderen den ganzen Tag in der Schule verbracht, weil in diesen Ferien eine neue Küche eingebaut wird, die eines unserer Mitglieder gespendet hat), können wir vieles machen, aber wir haben keine finanzielle Unterstützung durch staatliche Stellen, wie das an den Unis der Fall ist, wo der Staat praktisch alles finanziert.
Also: Wenn Du die Chance hast, genommen zu werden, ist eine staatliche Uni immer vorzuziehen. Sie ist sehr viel billiger (außer dem recht niedrigen Semesterbeitrag fallen keine Gebühren an) und die Ausbildung ist über jeden Zweifel erhaben. Aber die Zahl der Plätze ist extrem begrenzt und einer erfolglose Aufnahmeprüfung ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass man für den Beruf weniger geeignet ist. Auch an den Unis will man einen gewisse Mischung von unterschiedlichen Typen und Charakteren haben und vielleicht ist der eigene Typ gerade nicht gefragt oder schon besetzt.
Absolventen von Unis tun sich etwas leichter, zu Auditions eingeladen zu werden, weil sie einen gewissen Bonus haben, aber auf der Audition müssen sie auch Leistung bringen, da zählt dann nur noch, was man zeigen kann.
Bei den privaten Schulen gibt es sehr große Qualitätsunterschiede, auch eine staatliche Anerkennung (die wir noch nicht haben, aber das Verfahren ist in der Endphase) ist nicht unbedingt ein Maßstab. Ich kenne staatlich anerkannte Schulen, die von ihrer Aufsicht sehr genau überwacht werden und ich kenne andere, bei denen teilweise die Hälfte des eh schon knappen Unterrichts ausfällt, ohne dass sich jemand daran stört. Es ist recht schwierig, die richtig einzuschätzen. Ein Maßstab sind sicher die Absolventen und was diese tun, da sollte man aber nur die der letzten paar Jahre berücksichtigen, wer vor 10 oder mehr Jahren dort war, ist kein Maßstab mehr, zwischenzeitlich kann sich im Unterrichtskonzept und den Ausbildungsinhalten viel geändert haben.
Es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, die man berücksichtigen sollte, die alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Einige wichtige:
[*]Stundenplan: Was ist alles enthalten, was muss zusätzlich bezahlt werden, wie lange dauert eine Unterrichtsstunde (45/60 Minuten), wie viel Einzelunterricht ist enthalten?
[*]Lehrkräfte: Wie ist die Qualifikation, sind konkrete, nachprüfbare Engagements und Tätigkeiten angegeben oder nur allgemeine Angaben (z.B. "zahlreiche Engagements an Theatern und Schaupsielhäusern"), wechseln sie häufiger ?
[*]Schulorganisation: Wie groß sind die Jahrgänge? Große Jahrgänge sind nicht per se schlecht, wenn die Gruppengröße im Unterricht angemessen ist, nicht jede/r fühlt sich in der sehr familiären Atmosphäre eines kleineren Jahrgangs wohl. Es soll aber Schulen geben, die sehr große Anfängerjahrgänge aufnehmen und nach einem Jahr extrem reduzieren, das hat nicht mit mangelnder Begabung oder Leistung zu tun (dann würde das Auswahlverfahren nicht stimmen), sondern allein wirtschaftliche Gründe: Im ersten Jahr ist in der Regel der Anteil des Einzeluunterrichts geringer, als in den Folgejahren und damit die Kosten; bei in der Regel gleichen Gebühren bringt der/die Schüler/in mehr Profit.
Wenn Du mehr wissen willst, können wir gerne auch mal dazu telefonieren (ich würde Dir meine Telefonnumer per PN schicken), oder Du kommst uns mal besuchen. Bei uns kann man z.B. eine Probewoche machen, da hast Du die Gelegenheit, an fast dem gesamten Unterricht teilzunehmen oder wenigstens zuzuschauen und nach einer Woche bekommst Du ein ausführliches Feedback, wo Deine Stärken und Schwächen liegen und was Du zur Vorbereitung auf eine Audition tun solltest. Oder Du kommst zum kostenlosen Schnuppertag oder zu einem Workshop.
Aber auch ohne dem kannst Du Dich gerne an mich wenden.
Liebe Grüße
Andreas