Tattoo als Musicaldarstellerin?

Alles rund um die Ausbildung zum Musicaldarsteller bzw. zur Musicaldarstellerin.

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Chrissie1992
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Tattoo als Musicaldarstellerin?

Beitragvon Chrissie1992 » 26.10.2012, 20:24:21

Hallo :)
Ich bin neu hier und hoffe dass ich den Kommentar an die richtige Stelle poste, da es ja nicht direkt was mit ner Ausbildung zutun hat!

Mein Traum ist es Musicaldarstellerin zu werden. Weiß jemand wie das aussieht wenn man tattowiert ist?
Also auch ziemlich offensichtlich.. zB am Unterarm oder am Schlüsselbein.
Ich weiß, dass man sowas mit Camouflage überschminken kann, aber hat man vielleicht trotzdem Probleme deswegen Rollen zu bekommen?

Würde mich sehr freuen über Antworten!!

Liebe liebe Grüße!!

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rat
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Re: Tattoo als Musicaldarstellerin?

Beitragvon rat » 07.11.2012, 01:36:43

Hallo Chrissie,
also grundsätzlich sind Tattoos, auch an sehr offensichtlichen Stellen, kein Ausschlussgrund für den Beruf des Musicaldarstellers.
Die Maske und Kostümabteilung freut sich aber trotzdem nicht sonderlich und gerade am Unterarm, besonders für weibliche Darsteller ist ein Tattoo äußerst unpraktisch.
Viele Kostüme haben kurze Arme und die Rollen sehen "blanke Arme" vor und im Dekolleté passt es in 99% der Fälle auch nicht.
Marie Antoinette mit Tattoo im Ausschnitt???
Oder "Ich" mit verzierten Unterarmen??? ;-)

Aber mal ganz von solchen Problemen wie Tattoos abgesehen - Darsteller ist ein äußerst unsicherer, nicht wirklich üppig bezahlter, schwerer, gesundheitlich belastender Beruf mit einem durchschnittlichen "Rentenalter" von 35, in dem man in einer ständigen Bewerbungssituation und mehr als unsicheren Jobaussichten lebt.
Man steckt erst mal viel viel Geld in die Ausbildung (auch an staatlichen Schulen) und den Kampf um einen Job.
Die Anfahrten und die nötigen Übernachtungen allein für drei Runden Audition - wenn man denn überhaupt in 10 Fällen einmal soweit kommt - gehen alle aus dem eigenen Geldbeutel, da kommt keine Erstattung!
Die Frustrationsmomente bis man einen Job hat, sind unendlich.
Und auch hinterher auf der Bühne ist es viel Routinearbeit und wenig Kreativität.
Berufsbedingt ist man nirgends richtig zuhause und praktisch im Jahresturnus am Umziehen.
Langfristige Planungen sind eigentlich nicht möglich und oft ergeben sich Jobs sehr kurzfristig.
Man arbeitet immer dann, wenn normale Menschen frei haben und tolle Sachen unternehmen (Parties, Konzerte, etc.) und hat dann Zeit wenn alle anderen arbeiten -> nach einiger Zeit verschwinden deshalb normalerweise "normale" Menschen komplett aus dem Freundeskreis, weil die kein Verständnis dafür haben, dass man wieder mal keine Zeit hat oder erst durch halb Europa anreisen muss.
Man kann nicht mal schnell spontan Urlaube verschieben oder frei nehmen, um schnell was zu unternehmen.
Feiertage oder lange Wochenenden sind nicht existent.
Der Beruf an sich ist pures Gift für Beziehungen und wenn man tatsächlich das Glück mit einem Partner gefunden hat, muss man im Normalfall mit einer Fernbeziehung klar kommen. Von Familie und Kindern wollen wir schon mal gar nicht reden.
Willst Du Dir das wirklich antun?
Überlege es Dir gut!!!

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Elphaba
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Re: Tattoo als Musicaldarstellerin?

Beitragvon Elphaba » 07.11.2012, 03:49:09

rat hat geschrieben:Aber mal ganz von solchen Problemen wie Tattoos abgesehen - Darsteller ist ein äußerst unsicherer, nicht wirklich üppig bezahlter, schwerer, gesundheitlich belastender Beruf mit einem durchschnittlichen "Rentenalter" von 35, in dem man in einer ständigen Bewerbungssituation und mehr als unsicheren Jobaussichten lebt.
Man steckt erst mal viel viel Geld in die Ausbildung (auch an staatlichen Schulen) und den Kampf um einen Job.
Die Anfahrten und die nötigen Übernachtungen allein für drei Runden Audition - wenn man denn überhaupt in 10 Fällen einmal soweit kommt - gehen alle aus dem eigenen Geldbeutel, da kommt keine Erstattung!
Die Frustrationsmomente bis man einen Job hat, sind unendlich.
Und auch hinterher auf der Bühne ist es viel Routinearbeit und wenig Kreativität.
Berufsbedingt ist man nirgends richtig zuhause und praktisch im Jahresturnus am Umziehen.
Langfristige Planungen sind eigentlich nicht möglich und oft ergeben sich Jobs sehr kurzfristig.
Man arbeitet immer dann, wenn normale Menschen frei haben und tolle Sachen unternehmen (Parties, Konzerte, etc.) und hat dann Zeit wenn alle anderen arbeiten -> nach einiger Zeit verschwinden deshalb normalerweise "normale" Menschen komplett aus dem Freundeskreis, weil die kein Verständnis dafür haben, dass man wieder mal keine Zeit hat oder erst durch halb Europa anreisen muss.
Man kann nicht mal schnell spontan Urlaube verschieben oder frei nehmen, um schnell was zu unternehmen.
Feiertage oder lange Wochenenden sind nicht existent.
Der Beruf an sich ist pures Gift für Beziehungen und wenn man tatsächlich das Glück mit einem Partner gefunden hat, muss man im Normalfall mit einer Fernbeziehung klar kommen. Von Familie und Kindern wollen wir schon mal gar nicht reden.
Willst Du Dir das wirklich antun?
Überlege es Dir gut!!!



ENDLICH bringt`s mal einer wirklich auf den Punkt!

Träumereien und Schwärmereien gut und schön, aber die Realität sieht in den meisten Fällen leider anders aus. das darf man eben auch nicht aus den Augenb verlieren.
Nur 0,01 Prozent (mal so geschätzt) derjenigen, die eine Musicalausbildung machen, werden später zu einer "Jana Stelley" oder "Sabrina Weckerlin" etc...

Der normale Alltag sieht anders aus.

Danke dir rat! :handgestures-thumbupright:
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Re: Tattoo als Musicaldarstellerin?

Beitragvon rat » 07.11.2012, 15:23:16

Elphaba hat geschrieben:Träumereien und Schwärmereien gut und schön, aber die Realität sieht in den meisten Fällen leider anders aus. das darf man eben auch nicht aus den Augenb verlieren.
Nur 0,01 Prozent (mal so geschätzt) derjenigen, die eine Musicalausbildung machen, werden später zu einer "Jana Stelley" oder "Sabrina Weckerlin" etc...


Ja auf jeden Fall:
Der Alltag eines Musicaldarstellers ist alles andere als das Bad im Rampenlicht und Beifall und Dauerpremierenparties!

Wer diesen Beruf ergreifen will muss sich über den hohen Preis für den unbeschreiblichen Moment auf der Bühne in dem man das Gefühl hat, dass das Publikum ganz bei einem ist und das wahnsinnige Gefühl beim Applaus völlig im Klaren und auch absolut willens sein ihn zu zahlen.
Wer nicht bedingungslos für diesen Beruf brennt geht unter.

Er bedeutet zunächst Blut, Schweiss und Tränen - im absolut wahrsten Sinn des Wortes inclusive Blut!
(Man denke nur allein an all die zerschundenen blutig getanzten Füße (andere Verletzungen, die gar nicht so selten sind, sollen mal außen vor bleiben und hier gilt soweit als möglich: The Show must go on - nix mit mal schnell krank machen), die Ströme von Schweiss vor und während der Proben und Vorstellungen, den Angstschweiss wenn man auf einen Job hofft und die unzähligen Frust- Wut- oder Enttäuschungstränen)

Arbeitsamt und Aushilfsjob sind alles andere als Fremdwörter in diesem Beruf.
Ein Job AUF der Bühne, und sei es im letzten "Provinznest" IST was Tolles - denn er bedeutet, dass man noch im Beruf IST!!!

… und selbst für "Jana Stelley" oder "Sabrina Weckerlin" oder "*setze hier irgend einen bekannten Namen*" gibt es keine Garantie für Jobs oder unproblematische Situationen.
"First Cast" in der einen Großproduktion heisst noch lange nicht "First Cast" in der nächsten.
Dann ist es eben mal Swing oder mit Glück Alternate oder auch mal Ensemble mit Cover - oder eben eine Produktion ein oder zwei Nummern kleiner und dann natürlich auch nicht so gut bezahlt. Und gemeint ist hier nicht der "gewöhnliche" Musicaldarsteller, der es durchaus "geschafft" hat sich relativ regelmäßig einen der meist rund 35 Jobs bei einer der Großproduktionen in Konkurrenz zu 600 bis 1200 anderen internationalen Bewerbern zu sichern und sich durch die Ensembles der Großproduktionen spielt, sondern Leute, die man durchaus kennt!

Zum Beispiel: Man macht Auditions für mehrere Produktionen (das ist der Normalfall), bekommt ein Angebot für eine, nimmt es an und bekommt zwei Tage darauf das Angebot für die Produktion in der der Lebenspartner spielt und hat bereits bei der anderen unterschrieben, denn man braucht schliesslich einen Job.
Zum Beispiel: Der Partner und man selbst pendelt seit Jahren (nicht selten auch zwischen verschiedenen Ländern) und bekommt endlich den Job im Heimatland, aber der Partner arbeitet jetzt ausgerechnet genau in dem Land aus dem man gerade kommt (womöglich noch genau in der Nachfolgeproduktion des Theaters in dem man vorher gearbeitet hat -> Gipfel der Ironie).
Alles Beispiele aus der Realität (und beileibe nicht von Leuten, die in dritter Reihe stehen).

Aber - wer trotz all dieser Widrigkeiten immer noch fürs Theater aufgeht kommt nicht mehr davon los.
Stimmt´s Elphaba? ;-)

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Re: Tattoo als Musicaldarstellerin?

Beitragvon Elphaba » 08.11.2012, 06:00:03

Stimmt. :oops:

Wer am Theater arbeitet, muss irgendwie ein Verrückter sein... Das gilt sowohl auf als auch hinter der Bühne... :D
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