Ja, das stimmt, da wird das oft auf die Religion geschoben, dabei kann es oft auch wirklich nur um das Erscheinungsbild gehen. Wenn ich nicht gerade in einer Hamburger Fußballkneipe jobbe, hat ja auch mein FC St. Pauli-Cap während dem Kellnern nichts auf meinem Kopf zu suchen, als ich Arzthelferin war, musste mein Tattoo verdeckt sein - und wäre das nun ein Kreuztattoo oder ein Halbmond, wäre das nicht der Grund dafür, dass ich es nicht zeigen darf. Ich hatte auch mal knallpinke Haare, da ist klar, dass ich die nicht in einer Bank haben dürfte, etc. etc. etc. In der Freizeit ist es mir egal, ob wer Kopftuch trägt oder nicht, genau so wie es anderen egal zu sein hat, ob meine Haare nun pink oder lila oder sonstwas sind. Aber wenn ich in einem seriösen Job mit Kundenkontakt arbeiten wollen würde (was für mich ja Horror wäre), dann wäre mir auch klar, dass ich meine Haare neutraler färben müsste und ein schönes Rot wohl das Maximum an Auffälligkeit wäre. Manche Lokale haben ja sogar "Uniformen", da muss man sich dann eben auch dran halten. Und wenn man irgendwo das Kreuz nicht offen zeigen darf, ist es im Prinzip dasselbe, der Arbeitgeber will eventuell einfach, dass die Mitarbeiter neutral erscheinen.
Seltsam fände ich es aber zum Beispiel, wenn man in einem Büro ohne Kundenkontakt arbeiten würde, dann hätte ich kein Verständnis dafür, dass ein Kopftuch ein Hindernis ist, denn dann geht es ja nicht mehr um eine einheitliche Außenerscheinung/Außenwirkung der Mitarbeiter, und dann dürfte ein Kopftuch eigentlich genau so wenig ein Problem sein wie eine Kappe des Lieblingsteams. Und ja, das kann man vergleichen, beides ist das Bekenntnis zu etwas, das einem wichtig ist, und für manche hat schließlich Fußball auch fast schon religiösen Charakter
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Der Vergleich mit der Ordensschwester, bzw. dem Priester in der Schule hinkt insofern, als dass sie in der Regel jeweils Religion unterrichten, und da passt es natürlich, im islamischen Religionsunterricht dürfte doch sicher auch eine Frau Kopftuch tragen. Da sich Ordensschwestern aber in der Regel im Gegensatz zu kopftuchtragenden Frauen nicht bei Banken, Behörden, etc. bewerben, gibt es schlichtweg keine vergleichbaren Fälle. Wenn das der Fall wäre und die Ordensschwester würde akzeptiert, aber die Kopftuchträgerin nicht, dann, und nur dann könnte man auf den Arbeitsmarkt bezogen von einer Ungleichbehandlung sprechen.
Es ist nun einmal so, dass Staat und Kirche (auch wenn es Ausnahmen gibt) hier getrennt sind, und dass rechtlich gesehen gewisse Kleidungsvorschriften am Arbeitsplatz legitim sind. Wenn nun der Arbeitgeber Kopfbedeckungen nicht haben möchte, gilt das eben für alle Kopfbedeckungen. Glaube ist in Deutschland Sache jedes einzelnen. Und das Kopftuch darf doch im öffentlichen Raum ebenso getragen werden wie ein riesiges Kreuz um den Hals. Nur am Arbeitsplatz kann und darf erwartet werden, sich gewissen Vorschriften anzupassen.
Ich habe wirklich rein gar nichts gegen den islamischen Glauben, ganz im Gegenteil, und ich habe auch nichts dagegen, wenn eine Frau sich dafür entscheidet, das Kopftuch zu tragen, ob in der Bahn, im Kino, im Café, etc. Ich würde wenn ich Leute einstellen würden auch nicht verbieten, dass man Kopftuch trägt. Aber gerade in Berufen, wo auf ein einheitliches Erscheinungsbild geachtet wird, finde ich es dann auch unfair den Arbeitgebern gegenüber, dass man ihnen gleich Islamfeindlichkeit oder religiöse Diskriminierung vorwirft, wenn sie sagen: So und so haben unsere Mitarbeiter sich zu kleiden und auszusehen. Die Gleichung "möchte kein Kopftuch am Arbeitsplatz = islamfeindlich" ist oft schlichtweg falsch. Natürlich gibt es auch solche Fälle, aber das kann man doch alles nicht pauschalisieren.
Ein Rastafari, nur um ein anderes Beispiel anzubringen, wird so lange er Rastas trägt sicher auch so manchen Job nicht bekommen. Das ist dann aber nicht der Fall, weil der Arbeitgeber seine Religion diskriminiert, sondern weil Rastas nicht dem Erscheinungsbild entsprechen, das er sich wünscht. Der Rastafari hat also die Wahl, entweder andere Jobs zu suchen, oder aber er verzichtet auf die Rastas. Nur mit dem Unterschied, dass er dann nicht nach der Arbeit einfach seine Rastas wieder aufsetzen kann. Da käme aber sicher niemand auf die Idee, dem Arbeitgeber religiöse Ablehnungsmotive zu unterstellen.