Man muss nicht unbedingt eine Ausbildung haben, um in der Requisite zu arbeiten. Ich habe auch keine und fange diese Woche zusätzlich zu meinem Job als Inspizientin noch als Requisiteurin an (Abends hab ich eh immer schon die Requisite gemacht).
Bei uns am Haus hatten wir noch nie eine ausgebildete Requisiteurin. Hilfreich sind da immer irgendwelche Ausbildungen die in die Richtung gehen (wir hatten schon jemanden mit Kunst- und Designstudium oder auch einen Dekorateur der den Job gemacht hat), aber auch nicht zwingend (unsere letzte Requisiteurin war gelernte Erzieherin und ein anderer hatte französische Literaturn studiert
). Am wichtigsten sind kreativität und Enthusiasmus für die Sache. Wie übrigens für alle Berufe am Theater.
Ich habe auch keine Theater-Ausbildung. Habe vor fünf Jahren mit drei Regie-Hospitanzen angefangen, wurde dann nebenher Souffleuse und habe immer wieder durchblicken lassen, dass ich am Liebsten Inspizientin sein möchte. Irgendwann konnte ich dann mal die Urlaubsvertretung der Requisite/Inspizienz übernehmen und hab seit dem alle Abenddienste gemacht, während die Kollegin sich auf die Tagdienste (Beschaffung und Herstellung der Requis) konzentriert hat. Das war allerdings keine ganze Stelle. Die habe ich tatsächlich erst seit dem 1. September, nach 5 Jahren ohne Festvertrag und ohne Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall...
Das ist nicht legal, aber an Privattheatern läuft so einiges an der Legalität vorbei und die Beschäftigung dort kann man als "moderne Sklaverei" bezeichnen, weil anders würden viele Privattheater gar nicht existieren können... Du findest dort also hauptsächlich Leute, die mit großer Überzeugung für die Sache arbeiten, und nicht um Geld zu verdienen.
Denn um die Frage "ob es sich lohnt" zu beantworten: Nein! Jedenfalls nicht aus finanzieller Sicht. Ich habe 5 Jahre lang nicht davon leben können. Jetzt kann ich es sehr knapp (mit einer 40-Stunden-Woche), wenn ich eine staatlich unterstützte Wohnung bekomme.
Man macht die Arbeit an einem Privattheater aus reinem Idealismus und weil man sich im Leben nichts anderes vorstellen kann, als im Theater zu sein. Es ist ein Knochenjob (teilweise Schichten von 9 bis 23 oder 24 Uhr, haufenweise Überstunden, die nie abgebaut werden...), selten Anerkennung, aber es ist einer der schönsten und erfüllndsten Arbeitsplätze, die ich mir vorstellen kann!
Oft bin ich am verzweifeln, wenn ich wiedermal von einem Regisseur oder Schauspieler zusammengebrüllt wurde (und das für 7,50 Brutto die Stunde), aber dann denke ich wieder, dass ich ja doch niemals woanders arbeiten könnte ohne einzugehen...
und es gibt auch viele nette Schauspieler und manchmal auch Regisseure, die einen mit etwas mehr Respekt behandeln.
Die Situation an Staatstheatern ist da schon wieder eine völlig andere: Wer dort landet, hat wirklich Glück. Dort wird fair bezahlt, du hast geregeltere Arbeitszeiten und wesentlich mehr Rechte.
Aber es gibt eben dann doch nicht sooo viele Staatstheater auf der Welt (Hamburg hat nur zwei, in einem arbeitet Traumtänzerin gerade
) und einen festen Job dort zu ergattern ist schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn die haben eben schon meistens genug Personal (das da auch aus verständlichen Gründen nicht weg will
) und selbst dort wird viel von unbezahlten Praktikanten gemacht mittlerweile...
Joa, das war es, was ich noch so zu dem Thema beisteuern konnte.
Ich hoffe, das klang jetzt nicht zu demotivierend, aber ich bin mit der zeit realistisch geworden...
Aber dennoch liebe ich meinen Job und kann sagen, dass es wirklich trotz allem wunderbar ist, an einem Theater zu arbeiten. Das merkt man spätestens, wenn man abends den Applaus der zuschauer hört....