Sternkind hat geschrieben:Ich denke der Job eines Musical-Übersetzers ist nicht umsonst ein wirklich schwieriger und ich weiß um ehrlich zu sein auch nicht, was sich so viele über schlechte Übersetzungen aufregen - soll erstmal einer besser machen
Es gibt wirklich sehr viele sehr gute deutsche Übersetzungen, finde ich! Les Misérables ist für mich immer wieder ein Paradebeispiel, wie schön die deutsche Sprache klingen kann - Heinz Rudolf Kunzes Texte haben für mich viel mehr lyrischen Tiefgang als die englische Fassung.
Aber eigentlich sollte man nicht so viel mit der Originalfassung vergleichen, die Hauptsache ist ja eigentlich, ob es auf deutsch funktioniert und gut klingt.
Ja so sehe ich es im wesentlichen auch. Ich finde es immer wieder beeindruckend, sowohl bei den meisten Musicals als auch bei sämtlichen Disney-Musikfilmen, wie es immer wieder gelingt, in verschiedenen Sprachen den gleichen Inhalt auf die gleichen Melodien zu bringen, sodass es sich eben dann obendrein auch noch reimt.
Wobei die Qualität natürlich bei verschiedenen Musicals unterschiedlich ist. Und auch innerhalb ein und desselben Musicals, wenn die eine oder andre Stelle nicht so gut gelungen ist, dann ist deswegen ja noch lange nicht die gesamte Übersetzung schlecht! Außerdem werden ja bei den Aufführungen manchmal einzelne Textstellen angepasst, wie es ja hier schon bezüglich Musical Jesus Christ Superstar und der Stelle mit dem Clown berichtet wurde.
Bei
Jesus Christ Superstar bevorzuge ich persönlich ja die Fassung von der Felsenbühne Staatz (das ist in Österreich, ganz im Norden), da finde ich ein paar Stellen im Text besser und außerdem gibt es diese auf CD!
Das mit dem Clown ist zwar bei der Staatzer Fassung schon auch so drin - aber: Bei „Herodes Song” (eine geänderte Stelle) und „Lass uns neu Beginnen” (viele geänderte Stellen) finde ich sie wirklich gut gelungen. Ich habe einmal im Internet einen gesamten deutschen Text des Musicals Jesus Christ Superstar, mit den kompletten Texten aller Lieder gefunden, und diese mit der Staatzer Fassung verglichen:
Bei Herodes Song gibt es in der Staatzer Fassung die Textzeile
„Hilf den Nachbarn aus der Not und vermehre doch mein Brot” Bei der anderen Fassung heißt es an dieser Stelle
„Dann mach' mehr aus diesem Brot, meinetwegen mach es rot” - So ein Blödsinn - da hat wohl jemand nicht lange genug nach einem passenderen Reim auf das Wort „Brot” gesucht (den es sehr wohl gibt, wie die Staatzer Fassung beweist).
Kleiner Wermutstropfen bei der Staatzer CD ist nur, dass die Lieder „Der Jesus muss weg” und „Gefangennahme” fehlen. Und live gesehen habe ich es in Staatz leider noch nicht (der Bahnhof Staatz und auch der etwas weniger weit weg gelegene Bahnhof Enzersdorf bei Staatz liegen doch in einiger Entfernung), aber vielleicht schaffe ich es dieses Jahr mal.
Bei
Cats sowie bei
Phantom der Oper gibt es ja jeweils 2 mehr oder weniger grundverschiedene deutsche Textfassungen (je eine für Wien und eine für Deutschland). Bei beiden gefällt mir jeweils die Wiener Text-Fassung besser - aber das liegt wohl auch an der Gewohnheit, da ich bei Cats und bei Phantom der Oper jeweils die aus Wien auf CD habe, die jeweils andere Fassung bei beiden Musicals sind auch OK.
Bei
Singing in the Rain, bei dem Film mit Gene Kelly, Donald O'Connor und Debbie Reynolds, den ich auf DVD habe, finde ich hingegen die Text-Fassung fürchterlich - vor allem beim Titellied.
Das absolute
Negativ-Beispiel meiner Meinung nach!
Denn da heißt es doch glatt am Beginn nur:
„Ich bin heut' ganz verdreht, ganz herrlich durchgedreht.
Denn ich bin so verliebt, so verliebt wie noch nie”.
Das eigentliche Thema
Singen im Regen wird im
gesamten(!) Lied mit keinem Wort erwähnt!
(Dass an einer Stelle, irgendwo relativ weit hinten, „ob's regnet oder schneit” vorkommt, ist da auch schon alles.)
Wenn das auch aufgrund der 1 Silbe mehr beim deutschen Wort „Regen” vor allem bei der 1. Textzeile wirkilch schwierig unterzubringen ist - aber bei der 2. Textzeile hätte es locker in die Melodie gepasst, also so:
„Ich bin total verdreht, ganz herrlich durchgedreht.
Denn ich singe im Regen, ich bin so verliebt.” Noch etwas besser wäre eventuell sogar gewesen, wenn man es doch gleich in die 1. Zeile gepackt hätte und die „überzählige” Silbe „gen” halt dann einen Takt danach eingefügt hätte:
„Ich siiiiiiiiiiinge heut' im Reeeeeeeee ...
gen, denn iiiiiiiiich bin so verliebt” Wäre zwar etwas holprig, aber immer noch besser, als wenn der gesamte Text inhaltlich überhaupt nichts mit dem eigentlichen Thema des Lieds mehr zu tun hat!
Generell hängt die Qualität einer Produktion aber nicht nur von der Textfassung, sondern auch von den Sängerinnen und Sängern ab:
Bei
Starlight Express habe ich die Bochumer CD (Mit Stevie Woods, Claudia Bradley, Colin Munro, Nigel Casey) und bei dieser CD finde ich den starken amerikanischen Akzent, den da alle Sängerinnen und Sänger haben, viel
zu stark.
Diese Produktion ist also für mich das
Negativ-Beispiel für eine für die Sprache ungeeignete Besetzung.
Bei allen anderen (mir bekannten) Musicals kenne ich ohnehin nur jeweils 1 deutsche Textfassung komplett (ansonsten, wenn überhaupt, nur einzelne Lieder auf „Best of”-und-dergleichen-CDs), und die finde ich ansonsten durchaus gut - zumindest fällt mir momentan ansonsten nichts mehr zum „Meckern” ein